Doppelgänger Folge #44 vom 30. April 2021

Superhuman Rahul Vohra | Keine Politik bei Basecamp | Big Tech Earnings: Tesla Apple Amazon Shopify Spotify Google

Glöckler hat mal wieder ein neues Produkt gefunden. Das E-Mail Program Superhuman, welches Klöckner noch nicht rein lässt. Die Basecamp Gründer Jason Fried und Daniel Heinemeier Hansson (DHH) haben eine "keine Politik" Richtlinie verkündet und dafür mächtig Kritik geerntet. Pip geht durch alle spendend Tech Earnings der Woche. Von Amazon bis Shopify.

Philipp Glöckler (@gloeckler) und Philipp Klöckner (@pip_net) sprechen heute über:

00:08:00 Superhuman

00:15:00 hey.com und Politik in Unternehmen

00:24:30 Apple, Antitrust, iOS 14.5 privacy und die Auswirkungen für Facebook

00:43:20 Apple Earnings

00:57:00 Tesla Earnings und Bitcoin

01:08:20 Zukunftschancen deutscher Autobauer

01:15:40 Insider Handel

01:20:10 Chamath und die Steuerpolitik

01:27:50 Amazon Earnings

01:43:00 Shopify earnings

01:49:10 Spotify earnings

01:54:40 Facebook earnings

02:00:00 Microsoft

02:02:00 Twitter

Shownotes:

How I Work Podcast (Spotify) with Rahul Vohra from Superhuman

Game Design, Not Gamification, for Great Products by Superhuman Co-Founder Rahul Vohra

How Mark Zuckerberg and Tim Cook Became Foes

Tesla and the obscure earnings JPEG

Doppelgänger Tech Talk Podcast

Disclaimer https://www.doppelgaenger.io/disclaimer/

Post Production by Jan Wagener

Falls ihr uns auch Wein schicken wollt, bitte an folgende Adresse:
Doppelgänger Podcast, c/o tricargo eG, Waidmannstraße 12, 22769 Hamburg

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Allein von den Forschungsausgaben. Tesla gibt wie gesagt 1,4 Milliarden aus, weniger als für Bitcoin. Allein VW gibt das 10-fache für Forschung und Entwicklung aus.
Ich meine, wir leben jetzt in einer Zeit, in der Amazon die Mindestlöhne nach oben zieht, während die Caritas sich dafür einsetzt, dass die Mindestlöhne unten bleiben. Verkehrte Welt.
Einen wunderschönen Freitag, Herr Glööckler. Ich bitte um etwas Nachsicht mit Überraschungsfragen. Ich hatte eine sehr anstrengende Woche, aber ich freue mich sehr, dich zu hören und zu sehen. Wie geht's dir?
Ganz gut. Heute ist was passiert, was ich nicht erwartet hätte. Jay-Z und Nas haben einen Song zusammen.
Oh Gott. Und jetzt ist deine ganze Rapperfeindschaft zusammengebrochen.
Naja, ich habe gerade, also vielen Dank, Luke. Ich habe nicht seit Mitternacht geguckt, also ich gucke nicht freitags, was auf YouTube passiert und welche Musiker ihre neuen Songs releasen, aber Luke hat gerade getwittert, dass Jay-Z und Nas auf DJ Khaled einen Song rausgebracht haben, Sorry Not Sorry, und darin gibt es eine Line von Nas, dass er Coin-based ist. Also eigentlich ist er Cryptocurrencies Scarface. Naja. Sie rappen auf jeden Fall, dass sie jetzt alle super reich sind, wegen den ganzen Tech-Investments, die sie früher so gemacht haben.
Das stimmt wahrscheinlich.
Und ja, sonst, ich freue mich auf eine gute Folge. Ich habe zwei Überraschungsfragen. Erste kommt von Andreas und der fragt dich, würdest du einen Tesla nehmen, wenn er dir geschenkt wird und würdest du ihn fahren?
Das ist eine sehr gute Frage. Erstmal finde ich es ziemlich erbärmlich, dass du jetzt schon unsere Hörer missbrauchst, um auch noch die Überraschungsfragen auszusourcen. Fühlt sich langsam an wie Alle gegen Einen oder wie diese TV-Show heißt.
Du bist so schlau. Alleine komme ich gegen dich nicht an.
Ja, genau. Ist endlich mal ein bisschen eine Herausforderung. Aber das ist ja keine besonders schwere Frage. Ich würde das wahrscheinlich nicht. Ich habe mir tatsächlich heute, ich habe dir das Foto schon geschickt, ich habe mir tatsächlich einen Tesla heute geborgt, um damit eine Reise zu Kernfamilie vollkommen durchgetestet zu unternehmen. Also ich glaube schon, dass Elektroauto fahren, wenn man fahren muss, die sinnvollste Art ist. Dann gern auch Tesla, warum nicht? Ich würde aber keinen geschenkt haben wollen, weil der muss ja produziert werden und ich will eigentlich nicht, dass ein Auto für mich produziert wird. Ich kann mir ein bestehendes borgen. Auch ein Großteil des CO2-Abdrucks eines Autos entsteht ja bei der Produktion schon. Allein um das mit Elektrostrom aufzuholen, musst du wie viel tausend, zweieinhalb tausend Kilometer fahren oder noch mehr. Von daher eher nicht. Aber ich habe nichts gegen das Produkt Tesla. Wenn ich ein Auto hätte, wäre das sicherlich eines der Autos, die in Frage kämen. Aber ich möchte eigentlich gar kein Auto besitzen.
Und können wir in der nächsten Folge dann ein Testreport von Pipp zum elektrisch Fahren mit Tesla erwarten?
Es gibt einen Testbericht, ja. Bis jetzt war es vor allem unübersichtlich. Aber ich kann noch detaillierter berichten. Und die Reichweite ist nur 330 Kilometer, womit ich dann wirklich nur knapp bis zur Ostsee komme. Das wird kompliziert. Mal sehen. Aber ich berichte dann.
Du kannst mir in unserer Discord-Gruppe immer noch schreiben und ein Foto teilen, wenn du irgendwo liegen geblieben bist. Und ganz so kalt ist es heute ja nicht.
Bei kalt ist es schlechter, ne? Die Batterie?
Angeblich schon. Dann weitere Frage. Über Tesla werden wir heute ja bestimmt auch nochmal kurz sprechen. Andere Frage. In der Vorbereitung auf heute habe ich einen Podcast gehört von jemandem, über den wir gleich sprechen werden. Diese Person macht auch Angel Investments. Und er sagte, dass er bei Investments immer schaut, ob das auch eine Billion Dollar Opportunity ist. Und das scheinen ja viele Investoren, Angels, VCs immer mal wieder zu sagen. Was ist denn so eine Billion Dollar Opportunity?
Das heißt, dass die Firma einfach das Potenzial haben muss, dass sie insgesamt mal ein Unicorn wird. Also ich weiß nicht, ob das schlau ist, dass so... Also ein VC muss das so sehen. Venture Capital, Wagniskapital ist ein Hit-Business. Und um diese überdurchschnittlichen Returns zu erwirtschaften, brauchst du eigentlich 2, 3 sogenannte Home Runs im Fonds. Und das müssen dann eigentlich Unicorns werden. Ansonsten wird es sehr schwer, da sinnvolle Returns hinzubekommen. Das heißt, ein VC würde einen Fehler machen, wenn er nicht darauf testet, ob das Business ein Unicorn werden kann. Ob das jetzt für jeden Business Angel richtig ist, weiß ich nicht. Aber tendenziell glaube ich schon auch. Das heißt, man überprüft vor allen Dingen, ob die Marktgröße das hergibt. Also sag mal, wenn du jetzt elektronische... Puh, fällt mir schlecht was ein, was einen wirklich sehr kleinen Markt hat. Du baust Nahrungsergänzungsmittel für Seefährtchen. Das wird schwer, dass das eine Billion Dollar Company wird.
Weil dann der TUM nicht groß genug ist.
Genau. Das ist ja TUM, also der Total Addressable Market, der gesamt avisierte Markt. Das ist ja das, worauf Casey Wood so achtet. Und da steckt auch eine gewisse Logik hinter. Weil wenn Firmen wirklich groß werden, wird es dann irgendwann schwer zu wachsen. Und dann ist es halt gut, wenn man in einem sehr großen Markt unterwegs ist. Wie bei Amazon zum Beispiel der weltweite Retail-Markt oder bei Google der weltweite Werbemarkt. Wenn man eben in einem sehr kleinen Markt unterwegs ist, dann begrenzt das einfach das maximale Outcome. Von daher macht das schon Sinn, immer zu überlegen. Aber was man auch sagen muss, oft ist ja gar nicht am Anfang offensichtlich, wie groß der Markt sein kann. Also du gründest hier oft Nischen. Wenn du dir jetzt viele der ganz großen Companies anschaust, so ein Airbnb zum Beispiel, dann wirst du sehen, dass die eigentlich in einem Markt gestartet sind, der scheinbar erst mal viel kleiner war. Und von dort aus größer geworden ist. Bei Amazon hättest du zum Beispiel sagen können, der Buchmarkt, naja.
Shopify ist auch ein super Beispiel davon. Da reden wir ja auch, da hattest du getwittert, dass der TUM sich irgendwie verdoppelt hat in einem Jahr. Das musst du mir später auch nochmal erklären. Aber bei denen war es ja auch so. Also Tobi hat am Anfang gesagt, er wollte einfach eine schöne Firma mit 20 Leuten. Und damit haben sie angefangen. Und das war ja auch so eine richtige, man könnte eigentlich sagen, die haben angefangen ähnlich wie Basecamp. Es war Ruby on Rails, es waren junge Entwickler, kleines Team, das zusammengehalten hat. Und jetzt, zehn Jahre später oder noch ein bisschen später, ist es halt so ein gigantisch großes Business.
Genau. Oder Uber ist auch ein gutes Beispiel. Da hast du da gesagt, das ist nur der Black Cap oder Black Town Car Markt. Also die schwarzen Limousinen in New York.
Aber bei Uber hattest du schon immer einen verrückten, größtens wahnsinnigen Gründer und CEO.
Aber du kannst schon sagen, der Gesamtmarkt ist halt Transport. Und du kannst damit auch in die U-Bahn einchecken. Du kannst irgendwie Uber Copter in Monaco fliegen. Und ich glaube schon, man sollte es nicht zu eng sehen, weil oft können auch aus scheinbar kleinen Firmen noch sehr große Dinge entstehen. Dafür ist Uber kein gutes Beispiel. Das war immer groß geplant natürlich. Aber es gibt durchaus welche, die auch aus einem kleinen Markt rausgewachsen sind. Von daher ist das nicht das Einzige, worauf man schauen sollte. Aber man sollte schon irgendwie testen, ob das ausreichend groß werden kann. Eine Sache, die ich zum Beispiel aus Zeitmangel nicht geschafft habe diese Woche, ist, ich kriege irgendwie alle drei Tage eine Erinnerung, dass jemand mich für Superhuman geworben hat oder dort ans Messer geliehen hat, vorgeschlagen.
Ich habe deine Daten verkauft.
Genau. Und für mich ist es besonders abschreckend, ich habe verstanden, das ist ein besonders effizientes E-Mail-Programm, was ich hier und da schon mal in Podcasts gehört habe auch. Was mich natürlich besonders abschreckt, ist, dass man ein halbstündiges Zwangsonboarding mit einem echten Menschen bekommt. Das ist der sicherste Weg, wie du mich von einem Produkt fernhältst. Du darfst mir jetzt erklären, warum das doch wert ist und ob du jetzt schon wieder mich und andere Nutzer in das nächste Produktuniversum reinschleifen willst.
Also erstmal auf keinen Fall, das bleibt alles freiwillig hier. Aber ich habe mich mit Superhuman die letzten Tage ein bisschen beschäftigt und muss echt sagen, dass das jetzt so meine neue Lieblings-Startup-Story ist. Kurz zum Hintergrund, das Produkt ist ja nicht neu. Die haben damit geworben, dass sie eine Warteliste von 300.000 Leuten haben. Kurz nachdem wir mit Clubhouse rumgespielt haben, habe ich tatsächlich von Christoph Behn, einem Hamburger Vorzeigeunternehmer, eine Einladung bekommen. Ohne Kommentar, einfach eine E-Mail, kannst dich hier anmelden. Ich habe das dann gemacht und habe gedacht, super, gucke ich mir an. Mit E-Mails habe ich eh ein Problem. Ich mag das E-Mail-Programm bei Apple überhaupt nicht. Das fühlt sich jetzt noch älter an als die Podcast-App auf dem Computer. Die wurde einfach nie angefasst. Und bei Gmail habe ich mein Problem. Da kann man zwar mit Shortcuts alles schnell antworten, aber wenn ich im Browser bin, bin ich ganz schnell in einem anderen Tab und in einem anderen Repertoire. Und Superhuman, habe ich mir angeguckt, fand ich das gut. Die sagen, sie vereinfachen E-Mail, man ist doppelt so schnell. Anfang Januar, Mitte Januar kriege ich die Einladung, muss durch so ein Questionnaire durch und denke, super, mache ich schnell, ähnlich wie ein Compliance-Training im Unternehmen, schnell durchklicken und weitermachen. Und komme nicht durch. Zwei Wochen später habe ich dann nochmal das gleiche Typo-Form durchgetickert und kam durch, habe dann einen Termin bekommen und eine halbe Stunde Onboarding. Irgendwann mitten in der Nacht spreche ich dann mit jemandem aus San Francisco, nette Dame, die Screen-Share auf meine E-Mails gucken möchte. Und am Ende hat sich das angefühlt wie so ein Online-Kurs für wie beantwortet man vernünftig E-Mails.
Wie hat ihr es gemacht, mit TeamViewer?
Mit Zoom und Shared, also echt super optimiert, also Kalendli, Zoom, Shared, Gmail auf und erst dann habe ich Zugang zu Superhuman bekommen. Also wirklich erst nach diesem Termin. Und seitdem mache ich meine E-Mails damit und habe jetzt die Woche angefangen, oder die letzten zwei, mich ein bisschen mehr mit dem Gründer noch zu beschäftigen. Und es ist tatsächlich so, dass die halt sagen, okay, sie wollen E-Mails, dass du E-Mails nur mit dem Keyboard machen kannst, also keine Maus brauchst. Und haben sich halt alle Flows schön überlegt. Funktioniert auch ganz gut, ich habe jetzt so schöne Ordner, wie E-Mails, Doppelgänger-E-Mails kommen in ein Folder, wichtige E-Mails von Pip kommen in den anderen, Rechnungen kommen dorthin und so. Und versuche da jetzt schneller zu arbeiten. Das Einzige, was ich noch nicht geschafft habe, ist auf dem deutschen Keyboard den Shortcut für Snippets zu bekommen. Also dass man zum Beispiel einen Shortcut geben kann und sagen Danke und dann würde ein standardisierter Danke-Text für die Doppelgänger-E-Mail oder so was kommen oder ein Baustein. Und das kann man auch machen und das ist schon cool. Und wenn man sich dann anschaut, was das für ein Gründer ist, ich stehe ja dann immer auf die Leute, die das gründen und verkaufen und so. Raoul ist auch so ein Vorzeigeunternehmer, der mal ein Chrome-Plugin an LinkedIn verkauft hat. Und der spricht halt sehr viel über Game Design. Er sagt immer, er ist ein Game Designer und er glaubt nicht an die ganzen Gamification-Sachen, sondern halt eher, dass das wie ein Spiel entwickelt sein muss. Und diesen ganzen Ansatz fand ich sehr gut. Auch so seine Produktivitätstipps, die er irgendwie gibt. Also dass man als Team-Meeting mittwochs arbeiten sollte und dann alle anderen Meetings davor haben. Dass man Entscheidungen in fünf Minuten treffen sollte, dass alle Meetings vorbereitet sind, keiner darf reden, wenn er nicht vorher was geschrieben hat und lauter so Sachen. Also ich werde mal zwei Sachen in die Show-Note setzen, einen Podcast und einen Talk, den man sich anschauen kann. Ich fand das alles sehr inspirierend und sehr schön, das zu verfolgen.
Und wie wird das jetzt doppelt so schnell wie Gmail? Das habe ich noch nicht ganz verstanden.
Indem du deine Maus nicht berührst. Und indem der User-Flow besser funktioniert und du halt besser sortieren kannst.
Das ist übrigens eins der Programme, die ALT-S als für Senden nicht unterstützt, glaube ich. Das finde ich ja zum Beispiel schon bescheuert.
Genau.
Und dieses Onboarding, wie muss ich mir das vorstellen, um mir die Angst zu nehmen vor dieser Person? Die fragt mich dann, was meine E-Mail-Habits sind oder was meine Wünsche und Ansprüche sind?
Die guckt sogar in deine E-Mails rein. Also du solltest dir vielleicht nicht die englische exklusive Beratungs-E-Mail-Liste zeigen, aber die schaut sich so an, wie du deine Folder gesagt hast und gibt dir so ein paar Tipps. In dem Podcast sagt der Founder, dass das E-Mail und Productivity-Experten sind. Am Ende sehen die zu, dass du die drei besten Shortcuts kannst und dass du das nutzt. Und von der Stickiness, also von dem Commitment, das man dann hat, ist das, glaube ich, auf jeden Fall ein Investment, das sich lohnt. Der Gründer meinte, er wurde immer gefragt, ob er das skalieren kann, ob das funktioniert. Er meinte, die Unit Economics funktionieren darauf.
Ja, der Vorteil ist, dass wenn Leute ongeboardet sind, geht die Retention runter. Also du verlierst ein paar Leute wie mich, die da keinen Bock drauf haben, aber wenn du einmal das Onboarding durchgemacht hast, dann steigt die Wahrscheinlichkeit. Das ist auch so ein bisschen dieses Hierarchy of Engagement. Danach verstehst du, wie das Produkt funktioniert und hast wesentliche Stufen übersprungen schon in der Onboarding-Kette. Das macht Sinn. Aber man glaubt dann weiterhin an die Effizienz von E-Mails an sich. Das wäre die eigentliche Frage. Warum ist E-Mail noch ein sinnvolles Protokoll?
Er meint, dass er 1000 E-Mails am Tag bekommt und dass er durch Superhuman die Möglichkeit hat, die wichtigsten zu bearbeiten und jemals zwei Stunden am Tag E-Mails macht. Und ich glaube da mehr dran als diese ganze Slack-Geschichte, dass E-Mails in der Vergangenheit sind. Wir spielen ja auf Discord jetzt rum und das ist super cool. Also hätte ich nicht gedacht, dass das so erfrischend ist und man da auch so viel lernt und mitkriegt. Aber generell bin ich eigentlich kein Freund von Slack und finde dann E-Mail schon besser.
Okay, verstanden. Wer noch nicht auf Discord dabei ist, doppelgänger.io. Da kann man über verschiedenste Themen mit der Community und uns diskutieren. Und hast du Hey.com auch ausprobiert? Das ist ja auch ein modernes E-Mail-Programm. Oder auch noch nicht?
Doch, das habe ich eine Woche ausprobiert, aber das war mir nicht spannend genug. Also die beiden Jungs, die sind ja die Basecamp oder Hey ist ja das neue Produkt von den Basecamp-Gründern. Und die sind ja so die Vorzeigeentwickler. Also auf jeden Fall haben Ruby on Rails mitentwickelt oder erfunden und sind auch sehr outspoken. Also ich glaube, dass jeder Gründer wahrscheinlich schon mal über ein Buch von den beiden gestolpert ist oder es gelesen hat oder angeschaut hat. Und die haben ja in den letzten Wochen eine relativ contentreiche Woche gehabt.
Unkontroverse. Das sind Jason Fried und Daniel Heinemeier-Hansen, DHH auf Twitter. Und die haben nach Coinbase jetzt auch ihre Firma für politikfrei erklärt, wenn ich das richtig verstanden habe. Und auch nicht ganz so selbstlos, wie es scheint. Erzähl uns mal die ganze Geschichte.
Na, ich glaube, dass sie einfach wieder Content-Marketing machen, um ehrlich zu sein. Also die, ich glaube, Basecamp ist eine 60-70-Mann-Bude, die sehr darauf, also die sehr guten Content macht. Und die zwei Gründer sind ja auch sehr outspoken. Also sie kämpfen gerade gegen Apple. Die reden sehr darüber, wie man vernünftig remote arbeitet, wie man eine super Firma haben kann. Die sind, Jeff Bezos hat einen Teil von Basecamp und sie schimpfen immer gegen Amazon und sind halt sehr, sehr laut. Und meine Annahme ist, dass sie halt verschiedene Diskussionen intern hatten und dann gesehen haben, wie viel Aufschrei sie auch erzeugen können, wenn sie ähnlich wie Coinbase die Sache machen. Bei Coinbase war es so, dass Coinbase gesagt hat, wir wollen keine Politik bei uns intern haben und daraufhin sind fünf Prozent der Mitarbeiter gegangen.
Was würdest du, also sagen wir, du hast 50 bis 100 Mitarbeiter, so die Company-Größe. Und dann in der Slack-Gruppe wird sich darüber gestritten, dass du, die haben dich im letzten Podcast gehört und du hast dich positiv für die Grünen geäußert. Wie kann das, wie blöd ist der Glöckler denn?
Also dieser Podcast hat jetzt auch eine neue No-Politics-Policy.
Nein, nein, nein, ich gebe dem Druck. Also als Hintergrund, es haben sich einige Hörer etwas enttäuscht geäußert, dass wir so blauäugig oder grüneugig die grüne Politik propagieren können.
Ja, aber es waren alles Männer, die sich beschwert haben.
Ja, also es ist ja auch nicht so, dass wir jetzt kritiklos jedem Wort der Grünen folgen, sondern da gibt es durchaus auch Schwächen im Wahlprogramm und so weiter. Aber unsere Aussage war, glaube ich, dass wir das derzeit als das geringste Übel sehen von den verfügbaren Alternativen. Und das darf man auch eben gern anders sehen. Man kann sich ja hervorragend darüber austauschen, wenn man möchte. Genau, aber deine Mitarbeiter hören dich im Podcast, du hast dich dazu geäußert und dann sagt der oder die 45-jährige CFO, das geht aber gar nicht, was du da gesagt hast. Wenn die Grünen kommen, dann haben wir Mietpreisbremse und Unternehmenssteuererhöhung und was weiß ich. Und dann entwickelt sich daraus eine Debatte. Unterbindest du das dann oder wie würdest du das managen?
Ich würde es vor allem versuchen intern zu managen und darüber zu reden. Also ich kann verstehen, dass man, wenn man 60 Leute oder 100 Leute hat, dass man möchte, dass alle so produktiv wie möglich zusammenarbeiten. Und wenn du dir jetzt überlegst, jemand soll acht Stunden am Tag arbeiten und diskutiert davon zwei Stunden, wie die Politik sich, dass man da was dagegen hat.
Aber ist das früher nicht in der Küche passiert beim Kaffeetrinken? Warum soll es da nicht jetzt auch auf Slack passieren?
Genau, da gebe ich dir recht. Und vor allem, wenn die Gründer so outspoken sind. Was ich nicht verstanden habe, ist, warum sie mit der Sache so nach draußen gehen und es intern noch nicht aufgeräumt haben.
Aber die veröffentlichen auch sonst ihre Ansätze zu Leadership und Arbeit. Also ich würde sagen, eine der transparenteren Companies. Warum dann nicht auch das transparent machen?
Ich finde halt schon, dass man als Geschäftsführer eine andere Verantwortung seiner Mitarbeiter hat gegenüber der Außenwahrnehmung. Und für mich sieht es so ein bisschen so aus, dass es halt zwei Gründer sind, die machen, was sie wollen. Und denen das Außenbild wichtiger ist, als die Verbindung mit ihren Mitarbeitern. Und sie haben ja auch jetzt im Nachgang so ein bisschen versucht, irgendwie eine Ausrede dazu finden und meinten, ja, wir sind zwar eine Remote-Firma, aber wir haben uns jetzt auch nicht irgendwie getroffen wegen Corona und deswegen ist das alles ein bisschen eskaliert. Ich finde halt, man sollte intern seinen Laden besser im Griff haben, wenn man so ein Statement irgendwie macht. Und am Ende haben sie sich ja jetzt damit auch ein bisschen geschadet. Ich glaube, dass sie ziemlich viele Fans, die sie so hatten, auch verloren haben. Sowohl interne Mitarbeiter als auch externe.
Das ist die notwendige Konsequenz, wenn du irgendeine Art von Meinung äußerst. Ja, heutzutage. Okay, aber gibt es in deiner Firma Politik oder nicht? Hast du das schon beantwortet? Darf man sich darüber äußern?
Ja, würde ich sagen. Die Frage ist, wie weit. Ich würde jetzt ungern mit jemandem zusammenarbeiten, der komplett eine andere Meinung hat als ich.
Das Problem ist ja nicht nur die Zeit, die in Anführungsstrichen verschwendet wird, obwohl ich jetzt glaube, ich denke, wenn die reden, sondern auch, ob das sozusagen, ob genau das passiert, was du gerade sagst, dass Leute dann nicht mehr miteinander arbeiten wollen oder Ideen des anderen an, also sag mal, du weißt, jemand wählt extrem konservativ oder noch rechter und auf einmal fängst du an, dessen Ideen oder deren Ideen kategorisch blöd zu finden. Das ist ja auch eine Gefahr, dass du weißt, dann zu viel über den Menschen und hörst dann auf, sachlich die Ideen zu bewerten. Hättest du kein Problem mit jemandem zu arbeiten, der hart rechts ist? Doch, doch, doch. Ich habe auch ein Problem zum Beispiel, wenn Leute irgendwie am G20-Tag krank sind und du hörst dann irgendwie in der Kaffeeküche, dass die Steine werfen waren. Also das finde ich genauso schlimm, also auch, auch wenn sie nicht krank wären überhaupt. Aber die Frage ist, ob du dir das aussuchen kannst. Wenn du es sozusagen beim Kulturcheck nicht mitbekommen hast, dann ist es später schwer, darauf noch einzuwirken, glaube ich.
Plus es macht auf jeden Fall auch am meisten Sinn, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die so unterschiedlich wie möglich sind.
Genau und du kannst ja auch nicht Leute rausschmeißen, bloß weil die Nase nicht passt. Also das geht ja auch nicht.
Mich würde es schon stören, wenn ich jetzt hart links gegen hart rechts irgendwie in meinem internen Knowledge-Management-Chat-Tool, E-Mail-Programm oder so drin habe und ich irgendwie da, also ich würde, ich würde es nicht so kommunizieren, wie die es gemacht haben.
Das Gute ist doch, die können dann eigentlich, also wenn sie sich eben nicht mehr über Politik streiten innerhalb der Firma, können sie ja trotzdem noch effizient zusammenarbeiten oder effektiv.
Genau.
Und das ist ja das Gute, wenn man die Politik verbannt, dass die Leute dann eigentlich vernünftig arbeiten können, weil es ja nicht so, dass die jetzt kategorisch dumm oder irgendwie auf eine andere Weise verachtenswert wären, sondern die können ja trotzdem beides talentierte Entwickler, Produktmenschen, was auch immer sein. Ja, genau. Das ist der Vorteil, wenn man das eben verbannt aus dem Arbeitsleben und sagen, unsere Mission in der Firma ist eben an etwas Größerem zu arbeiten. Und dann ist aber wieder das Problem, es gibt ja auch Sachen, die sind eigentlich nicht politisch, sondern sagen wir, die Anerkennung von gewissen Menschenrechten oder eben sowas wie Black Lives Matter oder wo man sagt, das dürfte eigentlich keine politische Debatte sein, dass irgendwie andere Menschen Grundrechte, die gleichen Rechte haben oder so. Das ist dann, glaube ich, der schwere Fall. Na gut, da kommen wir nicht weiter.
Ah ja, für mich ist es eher Content Marketing, um ehrlich zu sein. Also ich glaube, dass die sich überlegt haben, hey, bei Coinbase hat das funktioniert, wir machen das auch und dann sind wir wieder Talk in Town.
Aber dann hat das relativ schwerwiegende Folgen gehabt für ein bisschen Content Marketing, oder?
Ja, jeder weiß jetzt, was hey ist. Und nächste Woche springen sie auf den Zug gegen Apple. Also Epic ist ja nächste Woche gegen Apple dran. Da werden sie auch wieder Gas geben. Mein Bild ist mittlerweile von den beiden, dass sie ähnlich sind wie für mich, wie jemand, der irgendwie auf, also die gehen halt sehr auf ihre Likes ab und die haben sich überlegt, hey, das ist ein Thema, das zum einen nervt uns das im eigenen Unternehmen, aber zum anderen gibt das auch richtig, richtig wieder Content.
Okay. Verbringen auf jeden Fall viel Zeit auf Twitter. Das finde ich auch.
Ja, aber die Bücher kann ich trotzdem alle empfehlen.
Ja, aber auch die Tweets sind ja, ich finde die größtenteils sehr interessant, muss ich nochmal sagen.
Und du hast dich ein bisschen auf LinkedIn gebieft?
Das wurde als Beef oder Debatte missverstanden. Ich wollte tatsächlich nur, also da ging es nämlich um Apple, das du ja gerade schon erwähnt hast. Und zwar um die, es hatten ja die im weitesten Sinne deutsche Werbe- und Medienwirtschaft oder deren Spitzenverbände jetzt Kartellbeschwerde, ja, Beschwerde gegen Apple eingelegt beim Bundeskartellamt wegen der iOS 14,5 oder 14.5 App Transparency. Wie heißt das? ATT?
App Tracking Transparency.
App Tracking Transparency. Das, dass sie in ihrem Streben nach Umsatz beschränken würde oder in ihrer effektiven Ausübung von Wettbewerben. Und ich wollte tatsächlich nur die Argumente besser verstehen und habe deswegen den Thomas, beziehungsweise den Doktor Thomas Häppner, Professor Doktor Thomas Häppner, glaube ich sogar, das ist der, den Kontext hatten wir natürlich nicht hier, das ist der Anwalt, der uns unter anderem auch gegen Google bei der EU geholfen hat, von der Kanzlei Hausfeld, die wirklich wahrscheinlich die kompetenteste Kanzlei in Deutschland, wenn nicht Europa ist bei den ganzen Wettbewerbsthemen gegen Gafas. Deswegen wollte ich wirklich einfach nur verstehen, wie die Argumente aussehen würden da. Also es war gar nicht irgendwie als Anzweileffekt da. Vor allen Dingen will ich Leute auch nicht, nicht die Courage, Leuten nicht die Courage absprechen, da irgendwie solche Beschwerden einzureichen. Das passiert viel zu selten, glaube ich, oder es hat viel zu lange gedauert. Von daher soll jeder das gern probieren. Und dann muss man halt rausfinden, ob das Bundeskartellamt dem stattgibt oder nicht. Und zwar, also die Fragen, die ich konkret hatte, waren, inwiefern werden Apple und diese Unternehmen denn überhaupt im gleichen Markt? Das muss nicht unbedingt gegeben sein, um Wettbewerb einzuschränken, aber das wollte ich gern verstehen. Und da muss man wiederum natürlich verstehen, dass, wir haben das immer mal schon erwähnt, aber wir können es ja nochmal ausführlich erklären, warum das so vorteilhaft ist, wenn Apple Privacy für die Nutzer durchsetzt. Das beschränkt natürlich die Möglichkeit von App-Developern, mit Hilfe von Werbung ihre Apps zu monetarisieren. Also du stehst ja vor der Frage, möchte ich eine App kostenlos machen und mit Werbung monetarisieren, also mit In-Game-Advertising zum Beispiel, oder mache ich ein Subscription-Modell und die App kostet irgendwie 9,90 Cent im Monat und dann bekommt Apple davon halt 15 bis 30 Prozent. Und wenn ich Werbung auf iOS-Geräten jetzt dadurch ineffizienter mache, dadurch, dass das Tracking abgeschaltet wird, das heißt, dass weniger Nutzerdaten zur Verfügung stehen, den Werbetreibenden, dann senkt sich der CPM, das heißt, es wird tendenziell weniger attraktiv, eine App zu monetarisieren. Und das wiederum treibt Entwickler dann in das Subscription-Modell, wo wiederum Apple, die selbst eigentlich kein Werbemodell haben, außer die Werbung im App-Store, daran partizipieren. Das heißt, insofern konkurriert man da halt schon ein großes Interesse auch. Ich würde schon sagen, das ist halt auch ein großer Vorteil, wenn du deine Geschäftsinteressen unter dem Privacy-Primat irgendwie verstecken kannst. Ich finde das nicht fragwürdig, sondern es ist immer sinnvoll, das mal transparent zu machen, dass Apple auch ein Geschäftsinteresse daran hat, Privacy zu verstärken oder Datenschutz zu verstärken. Aber das ist natürlich auch sehr positiv, wenn das im Interesse einer Firma liegt, dass die Nutzer geschützt werden. Man kann aber dann zum Beispiel sich fragen, ob Apple in seinen eigenen Apps nicht doch Nutzerdaten erhebt und diese nutzen kann, während sie das für andere unterbindet. Du vergleichst jetzt den App-Store mit dem Schienennetz. Die Deutsche Bahn darf ja auch sagen, ihr müsst sichere Züge fahren und ihr müsst die einmal im Monat warten oder so. Oder ihr dürft nur so und so schnell fahren auf den Strecken, auf bestimmten Trassen, um unsere Nutzer, die wir über unsere Buchungsstrecken und so weiter oder die wir transportieren über die Schiene zu schützen. Dann müsste sich die Deutsche Bahn aber natürlich an die gleichen Regeln halten. Zumindest das wäre vielleicht der Ansatz.
Und ist es die Annahme, dass die das nicht tun?
Ich glaube, da wird uns schon unterstellt, dass Apple selber halt trackt. Und dann wäre es natürlich auch problematisch, wenn du sagst, wir machen allen anderen das Tracking schwer und wir holen uns nur einmal den Consent des Nutzers bei der Installation, also mehr oder weniger ein und dann tracken wir es durch alle unsere Apple-Apps. Das wäre dann tatsächlich vielleicht problematisch. Ein anderes Argument ist, dass sozusagen mit dem GDPR wäre das alles ja schon mehr oder weniger implementiert. Das heißt, wozu noch zusätzliche Transparenz, wenn der Nutzer einmal zum GDPR zugestimmt hat? Da muss man sagen, die wären ja alle nicht so aufgescheucht jetzt, wenn sie nicht befürchten würden, dass die App-Tracking-Transparency deutlich besser wirken würde als das GDPR. Also das GDPR ist ja insofern bestenfalls unwirksam, wahrscheinlich sogar kontraproduktiv, weil insbesondere die großen Grapher-Konzerne dadurch mehr Daten bekommen, relativ gesehen, und kleinere Apps es schwerer haben, den Consent von ihnen, also die Zustimmung von den Nutzern zu bekommen. Und bei ATT weiß Facebook zum Beispiel jetzt, dass wenn der Nutzer gefragt wird, vielleicht willst du, dass die App dich durch das gesamte Universum trackt, dass dann irgendwie 60, 70 Prozent der Nutzer wahrscheinlich Nein klicken.
Ja, die Conversion ist einfach eine komplett andere auf dem Telefon als auf dem Browser.
Genau. Du kannst entweder sagen, ATT ist doch super, das ist der gleiche Spirit of the Law eigentlich, also es geht darum, Verbraucher zu schützen. Warum sollte man das, wenn man da eine effektivere Lösung gefunden hat, die besser funktioniert, also wo das Gut Datenschutz eigentlich öfter durchgesetzt wird vom Nutzer, dann wäre das doch gut. Aber dann würde man halt aus der Medien- und Werbebranche argumentieren, dass diese Entscheidung halt nicht unter voller Mündigkeit über die Konsequenzen entsteht, weil du eben nicht diese 14 Seiten GDPA-Belehrung absegnest, sondern nur ein kurzes Statement, wo steht, die App möchte dich tracken, willst du relevantere Werbung bekommen oder so.
Aber wer ist denn der Kunde, den die Werbebranche verarschen möchte?
Aber die spannende Frage ist halt, welches Consent ist wertvoller, das besser Informierte oder das Verständlichere, Kürzere? Das ist halt super schwer zu entscheiden, glaube ich. Und ich denke fast, dass eine der Konsequenzen könnte sein, dass das Kartellamt dann sagt, ihr könnt den Consent gern nochmal einholen, aber der muss dann eben genauso mündig entscheiden und dann müssen dann wieder 14 Absätze darüber folgen, was jetzt genau getrackt wird und was mit den Daten passiert und dann weißt du wieder, dann klickt halt jeder, scrollt es durch und es klickt Akzeptieren. Beziehungsweise dann kann Apple natürlich wieder schlau die Defaults setzen. Es gibt diesen Spruch, Defaults matter. Also je nachdem, was dann auch der Standard-Button ist oder welcher Button ein bisschen dicker ist, kommt es drauf ab. Die Werbebranche will wir jeden verarschen, was meinst du damit?
Naja, ich habe mir gedacht, wenn Apple wirklich so sicher ist, wie sie es gerne wären, was müssten sie dann bauen? Für mich persönlich. Und für mich müssten sie ein Produkt bauen, dass ich ohne Probleme dieses Telefon, diesen Computer entweder meinen Eltern oder meinen Kindern geben kann und weiß, die werden nicht über den Tisch gezogen. Oder da passiert nichts, was ich nicht möchte oder was sie nicht wissen oder was ich nicht zugestimmt habe. Aktuell sind das die beiden Gruppen, Kundengruppen, die am meisten unwissend über irgendwas klicken. Oder auf irgendwas klicken.
Absolut richtig. Gegenargument, wie oft unterschreiben deine Eltern sozusagen im Offline-Leben etwas, was sie nicht 100% verstehen?
Oft.
Also lesen sie auch nicht die AGB auf der Rückseite des Kreditkartenantrags oder so durch?
Weiß ich nicht. Ich glaube halt, Verträge sind…
Und auch da werden Daten erhoben übrigens.
Ja, klar. Aber eigentlich müsste es doch so sein, dass man mit so wenig und so einfach wie möglichen Verträgen irgendwie klarkommt. Und wenn man das Premium fürs iPhone zahlt, dass man sich dann mit weniger Zeit, also weniger Zeit da rein investieren muss in A, was muss ich lesen und B, was kriege ich für Werbeunterbrechungen. Und deswegen sehe ich als Apple-Nutzer, natürlich, wenn ich jetzt eine App habe oder irgendwie ein Advertising-Business oder wie auch immer, dann ist das natürlich nachteilig. Aber so für das, was für das Apple stehen möchte, müssten sie eigentlich noch viel, viel mehr machen.
Ja. Und ich meine, man muss auch sagen, Werbung wird damit ja nicht ausgeschaltet, sondern sie wird nur, also sie hat weniger Targeting-Daten zur Verfügung. Also seine Privatsphäre wird geschützt, du siehst trotzdem Werbung. Die ist dann wahrscheinlich weniger relevant, es sei denn, dass es da neue Durchbrüche gibt bei der Technologie, relevante Werbung auszuspielen. Das war auch ein Argument, dass der Nutzer möchte eigentlich kostenlose Apps haben, die werbefinanziert sind. Also man möchte einfach nicht für alles bezahlen. Für die Wetter-App möchte man halt nicht Geld bezahlen. Aber wie gesagt, man kann ja weiter werbefinanzierte Apps bauen. Nur die Werbung wird zumindest für einen gewissen Zeitraum erstmal nicht so effektiv sein.
Und glaubst du, dass das ganze Apple-Facebook-Thema so ein, ich würde jetzt nicht Krieg sagen, aber so eine Auseinandersetzung ist zwischen Marc und Tim? Ne. Glaubst du, dass das so ein bisschen persönlich ist?
Also prinzipiell zu dieser Beschwerde, ich finde es immer gut, sowas vertesten zu lassen und vielleicht hat ein Gericht oder das Bundeskartellamt da ja auch eine andere Meinung zu. Ich bin so ein bisschen geneigt dazu zu sagen, in einer Querele, wo Facebook sich als Opfer geriert, ist es unwahrscheinlich, dass ich dann auf der Seite bin, ehrlich gesagt. Aber vielleicht muss Apple das transparenter machen. Das ist kompliziert. Ich glaube, meine ganz persönliche Meinung ist, ich finde die Einfachheit und Verständlichkeit der Datenschutzbedehrung wichtiger als die Vollumfänglichkeit. Das ist ja ein bisschen wie, du kannst auch sagen, die Nährstoffe stehen halt auch auf jeder Packung im Supermarkt drauf und trotzdem reden wir darüber, ob eine Lebensmittelampel nicht schlauer wäre. Und beim Datenschutz gilt doch wahrscheinlich das Gleiche. Niemand außer der hat ein berufliches Interesse daran, sich irgendwelche Datenschutzbelehrungen oder GDPR-Konsens durchliest. Und deswegen bin ich geneigt zu sagen, es braucht eben doch eine einfache Regelung. Und die Werbeindustrie muss halt bessere Werbeformen finden oder andere Anhaltspunkte. Oder eben sinnvolle Trigger schaffen, warum Leute eben freiwillig zustimmen, dass sie die schönere Werbung haben möchten. Aber wo ich dann auch wieder dem ein bisschen recht gebe, ist, Apple stellt halt wirklich wenig Platz zur Verfügung, um zu erklären, wo jetzt auch mein Benefit von der Einstimmung oder wo wären meine Vorteile, wenn ich einstimme bei dieser konkreten App.
Ja, ich hatte gedacht, dass man jetzt ziemlich viele kreative Wege findet oder sieht als Nutzer, wie die Apps versuchen, wieder einen Konsens zu bekommen. Allerdings hat Apple das auch verboten.
Du darfst nicht sagen, das Produkt funktioniert erst richtig, wenn du Ja klickst?
Genau. Das heißt, du bist auf Default Nein? Genau. Ich bin auf Default Nein. Ich wäre gerne auch noch auf Default, dass ich überall kein Konsent im Browser geben würde.
Kein Konsent. Ja, mach das nicht. Ganz ehrlich, ich sehe den Mehrwert. Ich sehe nicht relevantere, ich habe nicht das Gefühl, dass die Werbung relevanter ist. Ich kann gut damit leben, meine Damen benutzen.
Achso, wirklich nicht? Glaubst du nicht, dass dir Produkte empfehlen werden, die du dann eher kaufen würdest?
Also ich glaube, dass die sozusagen nach Conversion-Mahrstäben wahrscheinlich relevanter sind, also gerade allein durch Retargeting. Aber ich nehme Retargeting jetzt auch nicht als so großen Benefit wahr. Oder dass mir super, super relevante, vielleicht müsste ich mal wieder wirklich irrelevante sehen, damit ich verstehe, was das Problem ist.
Brauchst ein neues Hobby.
Ich muss mal auf einen ganz jungen, freudigen Browser gehen und dann schauen, was da für Werbung kommt. Aber gefühlt wird die nicht deutlich schlechter dadurch.
Und glaubst du, dass Facebook ein Gewinner aus der Sache wird?
Nee, das ganz sicher nicht. Für Facebook ist das so oder so schlecht. Also ich kann mir gut vorstellen, dass sozusagen diese Beschwerde stattgegeben wird und dass es da noch was abgeändert wird. Und wie gesagt, jeder hat sowieso die Berechtigung, sowas zumindest testen zu lassen. Aber ich glaube nicht, dass es wieder so weit zurückgerollt wird, dass Facebook da keinen Schaden mitnimmt, ehrlich gesagt.
Hast du den Artikel gelesen, wie die Geschichte zwischen Marc und Tim? Nee. Die müssen wir in die Show Notes nehmen. Es ist sehr interessant zu sehen, dass die 2019 waren die zusammen auf einem Kongress, der von einer Investmentbank organisiert worden ist. Und da hat Marc wohl Tim gefragt, was er machen würde.
Achso, und er hat gesagt, ich würde nicht in diese Situation kommen.
Nee, das war danach noch. Also da gibt es ein witziges Interview von, wo er gesagt hat, er wäre nie in dieser Situation. Aber vorher hat er gesagt zu Marc, ich würde an deiner Stelle nur noch die Daten erheben in deinem eigenen Produkt und auf alle anderen Daten verzichten. Und Marc ist dann wohl fast umgefallen und hat dann halt gesehen, dass er eigentlich kein Business mehr hat.
Ja, aber ganz ehrlich, also ein Großteil von der Werbung, wenn du Instagram aufmachen würdest jetzt, ein Großteil der Werbung, die ich sehe, sind Konkurrenzprodukte von Dingen, für die ich mich tatsächlich interessiert habe. Also wenn ich Due Diligence mache, sagen wir mal, ich interessiere mich für ein neues E-Bike und ich gehe auf die Canyon Webseite und ich muss jetzt die Konkurrenten finden, um die irgendwie zu benchmarken und in SimilarWeb einzugeben. Neben sozusagen einem richtigen professionellen Vorgehen, die Abkürzung ist, ich gehe, nachdem ich auf der Webseite von irgendwie Cowboybikes oder was weiß ich war, gehe ich auf Instagram und mir werden sofort irgendwie Amplerbikes und so weiter die ganzen Konkurrenten angezeigt.
So, guck, macht der deine Arbeit einfacher.
Genau, so und die Daten hätte Facebook halt genau dann nicht mehr, eben aus anderen Apps und das wäre dann schon zu ihrem Nachteil. Wenn sie diese In-Market Audiences, würden sie zum Beispiel sehr stark verlieren, also wonach shoppen Leute gerade und wie kann ich ihnen Konkurrenten unterschieben oder wie kann ich Konkurrenten auf Leute bieten lassen, die gerade sich ein ähnliches Produkt beschaffen wollen.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Influencer die Mega Gewinner aus der Nummer werden, weil die könntest du ja immer noch gut targeten. Also da kannst du halt sagen, okay, diese Influencer stehen für das Fahrrad und deswegen mache ich mit denen jetzt irgendwie ein Deal als Konkurrenzprodukt.
Aber das wäre sehr inauthentisch, wenn die dann ausgerechnet das Konkurrenzprodukt.
Weil die Influencer so authentisch sind.
An Influencern will Facebook jetzt auch mitverdienen übrigens. Können wir gleich noch, wir erzählen bestimmt noch was zu den Facebook-Earnings später. Nach denen, da schaut Will Mark auch nicht mehr zu schauen, wie die alle an ihm vorbei Geld verdienen in Zukunft.
Ja, ich glaube, das muss er machen. Das ist ja der einzige Weg, um halt ein bisschen aus diesem Datenbusiness rauszukommen, in dem er wirklich Transaktionen dann auch hat.
Ja, aber das ist halt das Risiko, dass also einerseits da werden halt Milliarden Umsätze auf deiner Plattform gemacht, von denen du keinen Cent bekommst. Das ist uncool. Deswegen willst du als Facebook eigentlich am Influencer-Marketing partizipieren. Das Problem ist, wenn du da jetzt so eine Zwangssteuer erheben würdest, dann hast du, also läufst du Gefahr, ausgerechnet jetzt, wo es 10.000 Alternativen gibt für Creators, die dann zu verlieren. Das heißt, du musst dir mit Samthandschuhen anfassen im Moment deine Kreativen. Und wenn, dann musst du ein Produkt mit extrem viel Nutzwert bauen, dass sie freiwillig irgendwie, dass das Brands dir Geld abgeben, um Influencers zu finden.
Du musst es halt wie TikTok machen. Du musst den Creatoren sagen, du tanzt zu diesem Hashtag und wir spielen dir richtig viele Follower zu. Und nochmal abzuschließen, Mark-Tim. Es gab wohl schon mal ein Meeting vor 10 Jahren. Da war Mark 26 und Tim halt 50. Und die beiden könnten ja nicht unterschiedlicher sein. Also Tim Cook hat halt Supply Chain optimiert. Und der ist seit immer bei Apple. Der ist halt ein super feiner Executive, Großkonzern. Und ich kann mir super vorstellen, wie halt Mark da mit 26 irgendwie sich in den Meetings gegeben hat und alles und wie halt diese Kulturen so super auseinander gehen. Und dass es da halt schon Themen gibt. Auf der anderen Seite wird es wahrscheinlich von der Presse auch schön aufgenommen. Also ist ja auch eine schöne Story und wir werden jetzt wahrscheinlich in den nächsten Wochen schön sehen, wie sich das gegeneinander aufspielt.
Ist aber letztlich kein fairer Kampf. Also ich meine, Facebook ist komplett in der Hand von Apple und Google. Also wenn Google Chrome Privacy durchdrückt und Apple IOS Privacy jetzt halbwegs so streng durchbekommt, wie sie es gerade machen in 14.5, dann kann Facebook schauen, ob sie irgendwie mit Innovationen oder Produkt nochmal was Sinnvolles hinbekommen. Oder halt Payment endlich knacken, dann haben sie wieder gute Tracking Daten. Aber ansonsten sehe ich wirklich schwarz. Langfristig.
Wie waren die Apple Earnings?
Apple hat gut performt, haben auf einem sehr hohen Niveau. Die haben 90 Millionen Umsatz gemacht, ja. Und das schon ganz ordentlich. Und das ist alleine Steigerung von 54 Prozent. Also Apple ist ja das teuerste Unternehmen der Welt, ne, mit über zwei Trillionen US-Dollar oder zwei Billionen auf Deutsch. Und da noch 54 Prozent zu wachsen auf 90 Milliarden, nicht schlecht. Die iPhone-Verkäufe sind um 65 Prozent, also noch schneller gestiegen. Man hat sich ja so ein bisschen gefragt, ob die neue iPhone-Generation gut genug ist, ob es ohne China, ohne geöffnete Läden genug Leute ihr iPhone austauschen würden. Aber es wurde Apple mehr oder weniger aus den Händen gerissen. Vielleicht, weil ein paar Leute es für Clubhouse haben wollten. Aber tatsächlich ist Clubhouse so klein, dass es im großen Ganzen keinen Unterschied macht. Aber man kann schon sagen, die neue iPhone-12-Familie war wieder ein Kassenschlager, 65 Prozent mehr verkauft. Laptops, Macs, erstmals mit dem M1-Chip von Apple sehr gut angekommen. Für viele ist dieser M1-Chip jetzt nochmal der Grund, das Produkt zu wechseln auch. Da 70 Prozent, also noch mehr Umsatz als beim iPhone und als bei Apple insgesamt, Anstieg. Bei iPads sogar 79 Prozent Anstieg im Umsatz. Natürlich getrieben von, also gerade Macs und iPads, auch von Homeoffice- und Heimbeschäftigungen der Kinder. Eventuell so ein bisschen vom Zoom-Trend, da kaufen sich viele Leute das als Extragerät. Von daher hätte es wirklich nicht besser laufen können. Ausgerechnet aber das Service-Revenue, wo wir mal sagen, das ist jetzt besonders wichtig, dass das mal hochgeht, das ist auch mit 27 Prozent gestiegen, was eigentlich gar nicht schlecht ist. Aber im Vergleich zu dem, wie die Hardware jetzt wächst, wie Unkraut, ist es halt tendenziell zurückgeblieben. Also es ist immerhin ein Fünftel des Umsatzes und der ist eben viel wertvoller, weil dem kaum Kosten gegenüberstehen. Das ist übrigens spannend. In dem App-Store-Verfahren mit Epic hat Epic gesagt, sie möchten die Unit-Economics vom App-Store nicht offenlegen. Und zwar haben sie, Sekunde, das muss ich mal nachlesen, die haben gesagt, Also die könnte die Börsen verwirren. Ich glaube, was sie sagen wollen, ist, dass die so obszön hoch sind, die Margen des App-Stores, also dass da 95 Prozent Cross-Margin oder so drin liegt, weil da irgendwie 50 Entwickler dran arbeiten, aber Milliarden reinkommen. Dass sie sich dafür schämen, die im Verfahren öffentlich zu sagen, weil dann sagt die Presse halt, Apple macht hier mit ganz wenig Geld Einsatz unheimlich viel Reibach und das hilft in dem Wettbewerbsverfahren.
Ja, das siehst du auch beim Freischalten von den Apps. Also es ist wohl so, dass wenn du eine App freischaltest oder also wenn du eine neue App releast, wird die ja freigeschaltet und wird kontrolliert. Aber das ist ziemlich unstrukturiert eigentlich. Also du kannst, wenn du das erste Mal rejected wirst, kann es sein, dass du beim nächsten Mal, ohne wirklich was geändert zu haben, durchkommst, weil es eine andere Person anguckt und so. Und generell hat man das, oder ich habe immer das Gefühl, dass die Software und alles, was bei Software so ist, ob es beim Podcast ist, ob es bei Apps ist oder so, dass da noch, also das ist noch nicht das State of the Art super optimierte Super-Team dahinter. Das kommt da wahrscheinlich raus. Also ich glaube, und was man halt auch weiß, bei Apple, die werden das ähnlich gut wie andere große Tech-Firmen halt vor Gericht bis zum Geht-nicht-mehr auskämpfen.
Ja, also die werden, ich meine, du kannst schwer sagen, dass das Trade Secrets, also Geschäftsgeheimnisse sind. Ich denke, sie werden es disclosen müssen. Und dann kommt halt raus, du hast Werbeumsätze im App Store, du hast die Subscription-Umsätze und die Kosten der Entwicklung des App Stores werden zumindest so, wie sie es normalerweise ausweisen, unter 5% oder unter 10% sein. Also die Cross-Margin wird eine neue vorne haben. Und das sieht dann so aus natürlich, als wenn sie damit unheimlich profitabel wären. Man muss aber natürlich sagen, das alles basiert ja auf einem sehr guten Ökosystem, was sie über Jahre aufgebaut haben. Und so isoliert kann man das eigentlich nicht sehen. Von daher kann ich da beide Seiten verstehen. Ich glaube nicht, dass es schützenswert ist. Ich verstehe aber, dass Apple es nicht gern draußen haben möchte.
Und was meinst du, ist das Ergebnis? Ende des Jahres? Wird der App Store sich verändert haben? Wird es so sein wie bei iOS, dass du den App Store haben kannst, aber die Apps auch außerhalb verkaufen kannst?
Wie heißt das? Side-Listing?
Also über ihre Webseite verkaufen an Firmen und das gleiche wollten sie halt mit Hey auch machen. Das wurde ihnen verboten. Und ich glaube, da möchte Epic ja auch so hin, dass sie halt ihre eigenen in der Purchases, dass sie da selbst ein Payment oder sowas machen. Also was glaubst du, wird das Ergebnis sein? Wird Apple irgendwie beigeben? Werden sie sagen, also wird Ende des Jahres es immer noch sein wie jetzt?
Wahrscheinlich nicht. Also ich weiß nicht, wie es aussehen wird. Aber vor zwei Stunden hat live Margarete Vestager, die EU-Competition-Kommissarin, getwittert, our preliminary – oh Gott, oh Gott.
Was für ein Wein trinkst du?
Ich darf nicht trinken, ich muss ja gleich noch fahren. Ich trinke nur Wasser vielleicht.
Du bist doch Tester fährst du doch heute.
Aber der fährt von allein, ne? Ich nehme mir auf jeden Fall eine Flasche Wein mit. Mach ich nicht. Our preliminary conclusion, Apple is in breach of EU-Competition-Law. Apple Music compete with other music streaming services, but Apple charges high commission fees on rivals and the App Store, bla bla bla, forbids them to inform of alternative subscription options. Also bei Apple Music sieht man das auf jeden Fall schon in Konkurrenz. Das könnte man auch auf E-Mail beziehen, wo sie eigene Lösungen haben. Also ich halte es für unwahrscheinlich, dass sich bei Apple nichts tut. Was glaube ich relativ klar ist, dass bei Apple halt reguliert wird. Das heißt, es werden irgendwelche Auflagen gemacht, wie man das offener macht, dass man dieses Sideloading erlaubt oder dass bei Produkten, wo sie konkurrieren, die Take-Rate nicht stark über der Payment-Fee sein darf oder also ein bisschen mildere Mittel angewendet werden. Ich glaube auch nicht, dass es brutal einschränkend wird für Apples Geschäftsmodell, ehrlich gesagt.
Ich habe ja am Anfang des Jahres geglaubt, dass sich Apple verdoppeln wird, also die Aktie bis Ende des Jahres.
Und wie weit bist du vorne inzwischen?
Horizontal. Horizontales Wachstum.
Ja und das macht auch fast wieder keinen Sinn, weil ich meine Apple wächst jetzt mit 54 Prozent und hat, das habe ich noch nicht erwähnt, deren Marge ist von, also die machen sonst mit 39 Prozent schon eine Traummarge. Also von jedem Dollar Umsatz bleiben 39 Cent übrig. Und das ist jetzt nochmal auf 42,5 hochgegangen.
Aber wie machen die das? Wieso?
Naja, weil die Margen der Produkte, also ein iPhone in der Herstellung nur 300, 400 Euro kostet und der Rest bleibt halt übrig. Du hast halt einmal eine Marke gebaut, womit du, also die Telefone sind schon deutlich besser und auch die anderen Produkte deutlich besser, aber du kannst halt eine hohe Prämie draufschlagen, weil Leute die Marke lieben und weil die Produkte auch einfach so gut sind und weil es ein Ökosystem ist, was halt besonders gut zusammen funktioniert. Manche Dinge, du bist halt als Konsument fast Preisnehmer und kaufst halt für was es kostet. Ganz ehrlich, wenn ein iPhone morgen 1800 Euro kosten würde, würde es dir ja trotzdem kaufen.
Ich habe mir das Neueste tatsächlich noch nicht gekauft. Aber ja, das ist schon, das ist ein schönes Premium Produkt.
Aber ich glaube mit deinem, ich glaube nicht, dass du so falsch liegst. Also bei der Marge.
Die ganze Woche war doch, also wir gehen ja später nochmal auf die Earnings und dann kommt bestimmt auch nochmal dein Disclaimer. Die ganze Woche war doch, alle haben super outperformed, aber auf dem Aktienmarkt tut sich nichts oder es geht nach unten.
Apple ist fünf Prozent hochgegangen immerhin. Also es waren schon sehr gute Zahlen. Es haben alle extrem, also Microsoft gute, alle anderen extrem gute Zahlen. Twitter nicht so gut, Monspotify nicht so gut, aber die Gafas haben schon extrem gute Zahlen abgeliefert. Aber ja, dafür reagiert die Börse relativ wenig darauf. Und ich würde jetzt auch da nicht sagen, das war eingepreist. Ich glaube, die sind einfach alle nicht mehr sexy genug. Weil alle wollen irgendwas, was 80 Prozent wächst und bitte Geld verbrennt. Und ich meine, wenn du jetzt sowas wie eine Rule of Forty anwenden würdest auf Apple, was gar nicht so viel Sinn macht in dem Fall, aber die wachsen mit 54 Prozent und haben eine 42,5 Prozent Marge, das ist komplett pervers. Und dafür dann in Anführungsstrichen nur mit dem 36-fachen des Gewinns, nicht des Umsatzes, des Gewinns, das finde ich relativ fair. Natürlich wird jetzt auch nicht jedes Quartal ein neues iPhone-Quartal sein, aber es ist vergleichsweise fair bepreist. Also auf Gewinnbasis, nicht so wie andere Sachen auf Umsatzbasis. Von daher würde ich schon sagen, dass du da mit deiner These gar nicht so falsch liegst. Aber irgendwie ist das alles nicht sexy genug, die Qualität der Großen.
Und was soll Apple mit dem ganzen Cash machen? Die haben da jetzt irgendwie 200 Milliarden irgendwo rumliegen.
Ja, schwer. Was würdest du damit machen? Also das Problem ist ja, alles, was sie kaufen könnten, ist eigentlich zu teuer.
Netflix.
Ja, aber kostet halt auch 200 Milliarden oder so. Und was haben sie dann? Ja, Content. Dann würde ich eher Disney kaufen, glaube ich, an ihrer Stelle.
Weil es mehr Premium ist?
Genau. Also ich glaube, was Sinn machen könnte, ist, irgendwelches Entertainment einzukaufen, was absoluter Luxus oder absolut erstklassiger Content. Das könnte Disney sein, könnte erstklassiger Sport sein. Also die Frage ist ja, wie kriegst du nochmal mehr Leute ins Apple-System? Und das ist schon super schwer, glaube ich. Also wer das Geld hat und wer Bock hat, der hat eigentlich ein iPhone. Und wenn du einmal im Apple-System drin bist, dann nutzt du ja auch viele Produkte in der Regel. Und deswegen ergibt es gar nicht so viel Sinn, jetzt noch irgendwas dazu zu kaufen. Ich wüsste auch nicht, wie ich das Geld ausgebe. Also am ehesten würde ich es in die Unterhaltung stecken, wenn ich glaube, dass ich mehr Service-Revenue damit generieren kann. Also kriege ich Leute in diese Apple One Subscription oder Apple Music, Apple TV Subscriptions rein, wenn ich nochmal deutlich bessere Inhalte kaufe. Ich glaube nicht an irgendwie Hardware, Paletten oder so. Es sei denn, du kaufst ein Subscription-Model, was du sofort an 20% der Apple-Nutzer verkaufen kannst. Also wo 20% der bestehenden Apple-Nutzer, das sind ja ungefähr eine Milliarde, die install-base, wenn die das sofort aktivieren würden als Add-on, dann würde es Sinn machen. Dann ist auch fast der Preis egal, den du zahlst. Das muss dann ja perfekt integriert sein ins Apple-Universum. Und da hat Apple ja sehr hohe Ansprüche, wie Produkte integriert sein müssen, was Software und Hardware angeht. Und das kannst du mit Zukäufen nicht machen. Und ich glaube, Apple hat jetzt ein paar Zukäufe gemacht, so irgendwie bei kleineren Firmen. Aber dass sie wirklich ein bestehendes Produkt, so ein Paletten oder Sonos integrieren, ich glaube nicht, dass das so einfach ist, ehrlich gesagt.
Und was wäre mit so einer Premium-Marke wie B&O?
Ja, sie haben ja Beats schon gekauft.
Das ist ja kein Premium.
Ja, aber die Frage ist auch, da hast du Kopfhörer und Hauseboxen, das können sie auch alles selber bauen. Und im Zweifel geben die Leute, geben den Apple-Produkten ja mehr Premium als den Bang & Olufsen-Produkten, oder?
Ja, wahrscheinlich schon.
Die Marge ist wahrscheinlich höher, wenn du Apple draufguckst.
Die Marge ist besser, ja, das auf jeden Fall. Glaubst du, dass wir in zehn Jahren über Apple so reden, wie wir über Nokia reden?
Nee, glaube ich nicht. Ich finde, weil sie schon gute, nicht immer, aber tendenziell gute Innovationen hinbekommen bei Produkten.
Ja, ich glaube, die werden uns dieses Jahr auch noch überraschen. Es kommt die Brille noch, es kommt das Auto noch.
Ja, genau. Es kommt AR, es kommt das Auto. Und was ist mit diesen 200 Milliarden? Also, die haben 200 Milliarden auf der Bank rumliegen und die kaufen natürlich Aktien damit zurück. Damit pflegst du den Kurs. Selbst wenn deine Aktie nicht groß steigt, es gibt immer weniger Aktien, das heißt, dein Dividendenanteil, achso, die Dividenden haben sie auch erhöht um 7 Prozent. Und das Gute ist, auf Aktienrückkäufe musst du halt keine, also du als Aktienbesitzer, als Apple-Investor musst das nicht versteuern, sondern dein Papiergeld wird einfach wertvoller, weil der Kurs steigt. Du kannst dir ein Geld dagegen leihen oder so, aber du hast keine Ausschüttung, keinen Gewinn, aber auf dem Papier wirst du reicher. Das ist für den Durchschnittsinvestor attraktiv. Und deswegen kaufen fast alle Gafas, haben irgendwie ihre Aktienrückkaufprogramme entweder aufgestockt oder neu angekündigt.
Macht Facebook schon Aktienrückkäufe?
Die haben letztes Jahr, glaube ich, eins angekündigt schon. Was willst du, also, ja, das weiß ja niemand, also die dürfen ja auch nichts mehr kaufen. Also, was sollen die sonst mit dem Geld machen?
Wie würdest du dich fühlen, wenn du Aktien von einer Firma hättest, die Gewinn macht, aber ein Fünftel des Gewinnes kommt daher, weil der CFO mit ein bisschen Bitcoin rumtradet?
Ja, du spielst natürlich auf Tesla an. Also, A, würde mir jetzt nicht passieren, dass ich Tesla-Aktien hätte. Im Gegenteil, also als Disclosure oder Disclaimer, ich habe immer noch eine Short-Position auf Tesla, mit der ich meistens Geld verliere. Schon wieder? Schon immer noch? Ja, das ist doch eine meiner drei Absicherungen.
Ich habe gedacht, das hättest du jetzt langsam gecheckt, dass das nicht passiert.
Ja, das ist im Moment ausnahmsweise mal ganz leicht im Plus.
Darf ich fragen, wie viel Prozent deines Geldes hast du schon in die Absicherung von, oder mit Tesla-Shorts verloren? Ein Prozent?
Mehr. Darüber möchte ich nicht weiter reden. Aber ich kann davon nur abraten. Also genau, Tesla hatte ja für 1,5 Milliarden, also hat mehr Geld in Bitcoin gesteckt als in Forschung und Entwicklung. Und jetzt haben sie 272 Millionen, glaube ich, wieder verkauft und damit 100 Millionen Gewinn durch Kryptohandel gemacht. Angeblich, um zu beweisen, dass das ein gutes, liquides Mittel der Geldhaltung wäre. Also man hat nur getestet, ob die Märkte auch beim Verkauf das wieder aufnehmen können. Zumindest hat man das dann so dargestellt. Ich glaube, so stolz ist man darauf nicht. Eine Sache, die dafür spricht, ist, dass man in einem Geschäftsbericht, also in den Quartalszahlen, das hat übrigens Jamie Powell von Financial Times herausgefunden, der hat eine Alphaville-Kolumne geschrieben, das können wir auch verlinken. Und zwar hat Tesla den Paragraf, wo der Bitcoin-Sale erwähnt ist, als JPEG eingefügt in das PDF. Das heißt, man kann das sozusagen mit der Maus nicht markieren, weil es halt ein Bild ist und keine Buchstaben. Das heißt auch, man kann es beim Durchsuchen des Dokuments nicht finden. Also PDFs können ja auch indiziert werden bei Google. Und wenn du dann bei Google Tesla Bitcoin-Sale suchst, dann würde zumindest dieses PDF nicht gefunden werden, weil das nur ein Bild innerhalb des Paragrafen ist.
Entschuldigung, ich habe dich nicht verstanden. Alexa, bitte Ruhe. Das Mikrofon ist ausgeschaltet.
So, jetzt leise. Auf jeden Fall haben sie es offenbar versucht, so gut wie möglich unkenntlich zu machen. Das spricht jetzt nicht dafür, dass sie super stolz drauf sind. Aber was ich viel bedeutsamer finde, als dass sie 20 Prozent des ausgewiesenen, also sie haben 438 Millionen Gewinn gemacht dieses Quartal, davon 100 Millionen, wie gesagt, durch diesen Bitcoin-Spekulationsgewinn. Und was spannender ist, dass 120 Prozent des Gewinns, also mehr als der Gewinn, wieder durch Regulatory Credits Verkäufe, also dass sie Verschmutzungsrechte an andere Autohersteller bauen, generiert wurde.
Kannst du irgendwie ein konkretes Beispiel geben? Ich hätte überlegt, wie das, also ich weiß, warum sie das machen, aber …
Fiat Chrysler baut weiter Dieselautos oder Benziner und damit sie das dürfen, also damit Tesla dieses Geld verdient, muss weiter ein verschmutzendes Auto auf die Welt kommen. Und sonst würde Tesla das nicht bauen können.
Genau. Die Frage ist, wie würde man es anders sehen? Also ist es beispielsweise so, dass man in ein Startup investiert und das Startup verdient eigentlich kein Geld mit ihrer Software oder mit ihrem E-Commerce, aber mit der Tatsache, dass sie irgendwie Büroräume untervermieten oder sowas. Also das ist ja, das eine hat ja mit dem anderen eigentlich überhaupt nichts zu tun.
Vor allen Dingen ist es sogar eigentlich gegen, also du kannst das rechtfertigen, dass du sagst, das ist eben sozusagen das Mittel zum Ziel, den Planeten zu retten, ist die Finanzierung von Tesla zu erledigen, indem wir anderen Leuten das Recht, Verbrennerautos zu bauen, verkaufen. Also es gibt in den USA eine Quote, du sollst so und so viel Prozent Elektroautos bauen, wenn du das nicht tust, dann kannst du diese handelbaren Rechte eben verkaufen oder ankaufen und in dem Fall ist halt so, dass Ford oder wie gesagt Fiat Chrysler oder wer auch immer, dann diese Rechte kauft, damit sie weiter nur Benziner bauen können oder überwiegend Benziner. Und wie gesagt, dann kannst du sagen, das führt immerhin dazu, dass Tesla finanziert werden kann und dass weiterhin Druck auf die Automobilindustrie und dass mehr Elektroautos auf die Straße kommen, aber im Moment heißt das auch, dass eben mit Teslas Willen und Profit mehr Verbrenner auf die Straße kommen. Das lässt sich meiner Meinung nach nicht leugnen. Und letztlich ist das ein bisschen, als wenn du sagst, du investierst in was, was Bäume pflanzt, aber für jeden Baum, das du pflanzt, darf halt irgendwo ein Flugzeug in die Luft starten oder darf woanders einer abgehackt werden und das ist unser Flywheel, weiß nicht, ob das so überzeugend ist. Naja, aber faktisch wäre ohne diesen Verkauf der Verschmutzungsrechte, das ist ja letztlich eine staatliche Subvention, wäre Tesla weiterhin unprofitabel. Womit ich nicht sagen will, dass es eine schlechte Firma ist oder dass Tesla nicht überleben wird, wird es natürlich ganz sicher. Ich halte es aber trotzdem weiterhin für viel zu hoch bewertet und sie konnten halt noch nicht nachweisen, dass man unprofitable Autos bauen kann, langfristig. Genau, und dann hat er noch zwei lustige Statements gemacht im Earnings Call. Das eine ist, sie haben angekündigt, dass innerhalb der nächsten zwei Wochen es ein Mindblowing-Update zum Full-Self-Driving geben wird. Also, dass der Autopilot nochmal deutlich besser wird anscheinend.
Also es gibt dann weniger Tote oder wie?
Wer weiß, es soll Mindblowing werden, was immer das heißt und es soll in zwei Wochen kommen, was meistens heißt, es dauert noch zwei Jahre. Es gab einen Unfall in den USA, wo ein Tesla von der Straße abgekommen ist und niemand am Steuer gefunden wurde. Man kann auch relativ sicher sagen, oder das ist relativ wahrscheinlich, dass der Autopilot nicht an war, weil wenn man sich das auf Google Maps anschaut, hat die Straße, auf der das stattgefunden hat, keine Begrenzung, also keine Seitenstreifen und dann kannst du den Autopiloten eigentlich nicht aktivieren. Kannst du eigentlich auch nicht, wenn niemand am Steuer sitzt, aber da hat Consumer Reviews oder irgendein Verbrauchermagazin in den USA gerade ein Video auf YouTube gezeigt, ob das so schlau ist, muss man sich auch fragen, weil wie man das umgehen kann, also wie man trotzdem ohne Fahrer am Steuer den Autopiloten austricksen kann.
Moment, zu dem Unfall. Also ein Auto gehört ja meistens einer Person. Also das Auto hatte einen Unfall und die Person ist verschwunden oder hat gesagt, sie ist gar nicht gefahren, oder wie?
Einer saß auf dem Beifahrersitz und einer hinten offenbar und keiner am Steuer.
Und beide tot?
Beide tot, beide verbrannt. Die Batterien brennen relativ teuflisch, also man hat irgendwie Stunden, ich glaube mehr als zwölf Stunden gebraucht, das Ding zu löschen. Hat dann Tesla auch angerufen, wie man die eigentlich ausmacht, die Dinger, wenn die Batterie brennt. Die meinten dann am besten ausbrennen lassen, also nachdem die irgendwie 100.000 Liter Wasser darauf geschüttet hatten schon, hat Tesla gesagt, ausbrennen ist besser, so geht eh nicht aus, geht immer wieder an die Batterie.
War nicht irgendwas jetzt auch mal announced, dass Elektroautos nicht mehr in Tiefgaragen stehen sollen oder so?
Ich habe meinen gerade aus der Tiefgarage abgeholt.
Stell dir vor, du wohnst in einem Haus und auf einmal brennt das Auto unten, also ein Tesla brennt in deinem Wohnhaus unten.
Ja, so oft brennen die tatsächlich gar nicht ab. Und ich meine, auch Benziner brennen ja, wenn ich den gegen einen Baum fahre, brennt auch mal ein Benziner. Die explodieren nicht so schön wie im Film, aber brennen tun die schon auch. Aber sie sind tatsächlich sehr schwer zu löschen. Und das zweite Lustige war, achso und noch ein anderer Fakt? Mit diesen Milestones, die er erreicht hat, hat Elon Musk sich auch wieder für einen weiteren 11 Milliarden Options Payout qualifiziert.
Ach was, das heißt er und sein CFO machen sich die Taschen voll, weil sie Bitcoin verkaufen und somit ihr Bonus abkassieren?
Einerseits das, andererseits wird mit Storytelling der Börsenkurs immer schön hochgehalten und letztlich diese Optionen hängen immer vom Börsenkurs ab, wie wertvoll die werden. Das heißt, sie hatten immer ein hohes Interesse, da gutes Marketing für die Firma zu machen. Aber das muss man ihm ja auch nicht entgegenhalten.
Das ist ein Genie, also kein anderer spielt Twitter so gut wie Elon.
Was ich spannender finde, die Zahlen waren ja jetzt nicht so großartig und die gesamte Automobilindustrie hat riesige logistische Probleme. Also das fängt mit diesen Chips an, die gerade aus China nicht in ausreichender Menge bezogen werden können, andere Zulieferbetriebe, die durch Covid eventuell eingeschränkt sind, also dass die Supply Chain disrupted ist. Und in seiner üblichen Bescheidenheit hat er im Earnings Call gesagt, dass er dieses Quartal Probleme gelöst hat, die den Zweiten Weltkrieg trivial erscheinen lassen. Gut, dass die 16 Millionen Amerikaner, die im Zweiten Weltkrieg gedient haben, das größtenteils nicht mehr hören müssen. Vielleicht sollte man ihm zwischen Lincoln Memorial und Washington Monument auch noch ein Elon Musk Statue errichten für seinen unermüdlichen Einsatz. Und die Fabrik in Grünheide öffnet auch nicht ganz so schnell wie gedacht.
Öffnet die überhaupt?
Ja, ja, ja, bestimmt. Hat sich ein bisschen verschoben. German Politics, oder wie? Nicht unnötig viel über Twitter. Wir sagen es sonst immer vorher schon, aber das hat viel guten Wandel in der Autoindustrie gemacht. Inhaltlich finden wir das auch sehr gut. Also diese Tassenspielertricks mit dem JPEG im Adobe Dokument, da habe ich auf Twitter gesagt, ich glaube auf LinkedIn, ich finde das schon gefährlich. Also mit solchen Tricks ziehst du den nächsten Nikola-Fraudster hoch. Und ich meine, das wird irgendwann in der nächsten Generation Wirtschaftsbücher stehen, wenn da irgendwelche Promis wieder loben, was für ein Vorzeigeunternehmen Tesla ist und was für ein riesen Visionär Elon Musk ist. Und dann hast du irgendwie solche Tricks, die dann irgendwie als mittels ein Zweck erklärt werden. Und so ziehst du Leute groß, die auch später irgendwie das Gesetz beugen und irgendwie tricksen. Und ich glaube Nikola war ein gutes Beispiel dafür, dieser Elektro-Truck, der nicht mal fahren konnte und den Berg runtergerollt wurde. Das ist letztlich ja auch nur eine Täuschung. Und ich finde die Governance von Tesla weiter hochbesorgungserregend. Deswegen würde ich diese Aktie auch nicht besitzen wollen. Shorten tue ich sie, weil ich sie für überbewertet halte. Da hatten wir auch noch eine gute Hörerfrage übrigens.
Genau, Yannick hat uns gefragt, ob wir glauben, dass die deutschen Automobilkonzerne eine Chance neben Tesla in der Zukunft haben. Oder ob jetzt dieser Elektromobilitätsaufschwung nur ein kurzer Höhenflug war. Weil in den letzten Wochen hat sich ja Volkswagen und Daimler eigentlich ganz gut entwickelt.
Genau. Und jemand anders meinte glaube ich noch, ob Tesla von der Technologie nicht schon viel zu weit weggeflogen wäre und so ein krasser Technologieführer. Dazu muss man sagen, ich glaube beim Elektroantrieb hat Tesla tatsächlich noch irgendwie ein paar Jahre Vorsprung. Beim Full Self Driving ist Tesla nach meinem Verständnis nicht der Technologieführer.
Und dann?
Weimo und Baidu. Also entweder chinesische Unternehmen und Google Weimo ist angeblich auch technologisch eigentlich viel, viel weiter.
Weimo hat jetzt zwei neue CEOs.
Es wird bald marktreif werden. Es wird bald darum gehen Weimo an andere Autohersteller zu vertreiben. Vielleicht deswegen. Aber technologisch ist Weimo eigentlich weiter. Tesla hat den großen Vorteil, dass sie natürlich unheimlich viele Kilometer gefahren haben mit dem Auto und viele Daten haben. Aber technologisch sind die jetzt beim Full Self Driving nicht so viel weiter, selbst als europäische Hersteller, die das probieren. Da würde ich jetzt nicht von echter Technologieführerschaft reden. Beim Elektroantrieb vielleicht schon eher oder bei der Batterietechnologie. Also was sehr krass ist, ist, dass du sagst richtig, die Deutschen Automobilbau haben schon ein bisschen angezogen. Das stimmt. Aber die traden immer noch mit einem 8er, 9er Kurs Gewinnverhältnis. Das ist für heutige Standards schon extrem günstig. Und vorher waren sie halt noch günstiger. Die sind alle gepreist, als würde die Autoindustrie nur noch einen Back runtergehen und Tesla dabei zuschauen, wie sie jedes dritte Auto auf der Welt verkaufen. Und ich glaube, das wird halt nicht passieren. Tesla wird nicht mehr als am besten Fall 20, vielleicht 25 Prozent Marktanteil bekommen. Aber es wird wahrscheinlich unheimlich preisweite chinesische und südostasiatische Elektroautos geben. Also das letzte Elektroauto von Daimler, der EQS, wurde extrem gut aufgenommen, was Reichweite, was Beschleunigung, was Verarbeitung angeht.
Ich glaube, dass Reichweite und Premium auf jeden Fall noch ziehen werden. Also ich sehe für Porsche und für Daimler relativ gut in die Zukunft. Ich glaube, Tesla wird sich sehr viel mit Volkswagen bekämpfen. Also für mich ist das ungefähr das gleiche Preissegment bald. Tesla sehen ja alle gleich aus. Die sind alle nicht so schön verarbeitet wie unsere deutschen Autos oder auf jeden Fall wie die Premium. Ich glaube, das merken die Kunden. Auf der anderen Seite sieht man in der deutschen Automobilindustrie halt, dass da sehr viele immer noch sich sehr erfreuen, wenn ein Auto blubbert und durch den Tunnel fährt. Dass man diesen kulturellen Wandel hat. Und ich sehe halt auch dieses Software-Thema nicht. Ähnlich wie bei Apple ist halt auch ein Volkswagen und alles sind für mich Hardware-Firmen. Und dieser Schritt, wirklich Software zu machen, den sehe ich irgendwie schwierig. Bei Volkswagen gibt es jetzt einen neuen Hire für das IT-Resort. Da kommt jetzt jemand von McKinsey. Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg dafür ist. So da sehe ich schon ein bisschen Sorge. Also diese kulturell und Software.
Die Frage ist halt, wie wichtig ist denn Software auch für deine Eltern zum Beispiel? Es gibt ja auch Generationen, die sich neue Autos kaufen noch, die auch sagen, das ist mir alles zu viel Knöpfe und zu viel Bildschirme. Also ich kann mit diesem Bildschirm, mit dem Tesla-Bildschirm können meine Eltern nicht umgehen, glaube ich. Das kann man bestimmt lernen, aber das schreckt sicherlich einige Generationen auch ab. Und die junge Generation, zumindest die junge urbane Generation, ich glaube, die will eventuell auch zum Teil kein Auto mehr haben, zumindest bis sie Kinder hat. Also das muss man erstmal sagen. Ein großes Makroproblem des Automarktes ist, dass mit mehr Mobilität und Elektromobilität und autonomer Mobilität müsste der Automarkt eigentlich kleiner werden, weil du weniger Autos brauchst, wenn die verfügbarer werden, wenn sie autonom fahren. Also es gibt immer weniger Gründe, noch selber ein Auto zu besitzen sowieso und gerade, wenn die autonom werden. Das heißt, der Markt insgesamt ist wahrscheinlich rückläufig. Gleichzeitig gibt es natürlich in den Emerging Markets noch eine große Bevölkerung, die gerne das erste Auto haben möchte. Aber die kaufen es wahrscheinlich weder bei Tesla noch in Deutschland. Trotzdem glaube ich nicht, dass die deutschen Autobauer jetzt so meilenweit entfernt sind. Ich glaube schon, dass sie bei Software und so noch weit entfernt sind, aber das ist aufholbar, glaube ich. Allein von den Forschungsausgaben. Tesla gibt, wie gesagt, 1,4 Milliarden aus, weniger als für Bitcoin. Allein VW gibt das zehnfache für Forschung und Entwicklung aus. Jetzt kann man sagen, vielleicht stellen sie sich ein bisschen doofer an oder forschen an den falschen Sachen oder machen das ineffizienter. Aber es ist unwahrscheinlich, dass du mit 14 Milliarden nicht irgendwas Sinnvolles erfinden kannst über die Zeit. Und bisher gab es auch gar nicht den Incentive, sozusagen in Richtung bessere Software und in Richtung Elektro zu gehen, weil der Staat hat es nicht gefördert. Sie wollten weiter ihre Diesel- und Verbrennerlinien sozusagen monetarisieren, die alte Modellpalette. Das heißt, es gab überhaupt kein Incentive, jetzt noch mehr Geld in Elektroforschung zu stecken. Jetzt ist der Incentive inzwischen aber durch Tesla und durch Förderprogramme deutlich höher, das zu tun. Und wenn du jetzt diese Werbegelder, und das ist bei VW 14, bei Daimler ungefähr die Hälfte, bei BMW nochmal die Hälfte, also irgendwie 14, 7, 5, 4 oder so an Milliarden, also zusammen 25 Milliarden, die für Forschung und Entwicklung ausgegeben werden, da wird schon was Sinnvolles bei rauskommen, glaube ich. Und ich kann mir nicht vorstellen, also ich sehe noch nicht, wo Tesla dauerhaft jetzt 10x bessere Autos baut. Und das bauen sie ja schon jetzt nicht mehr. Es sind bestimmt zweimal besser, aber nicht zehnmal besser. Und die Lücke wird sich schließen und damit wird sich auch die Lücke in der Bewertung schließen. Also, dass du deutsche Autobauer mit 8x KGV tradest und Tesla mit keine Ahnung wie viel, 100x, das kann ich mir nicht vorstellen, dass das ein Dauerzustand wird, ehrlich gesagt.
Ich habe gerade nochmal auf die Predictions 2021-Seite geschaut und da hatte ich geschrieben, Apple macht Tesla zum Palm Pilot. Ich glaube, das glaube ich weiterhin. Also, ich glaube, dass Apple, aber auch die deutschen Luxushersteller für Tesla, also sich bedanken bei Tesla, dass sie so viel gemacht haben. Aber Tesla muss sich einfach, also wenn sie das wirklich mit den Autos machen wollen, dann müssen sie sich darauf noch mehr fokussieren. Also, dann will man einfach auch keine Earnings Call haben, in dem es nicht um Autos geht.
Ja, das ist die Frage, was sie gerade hinter den Kulissen bauen. Ich glaube eher noch an Plattformen. Du glaubst an eigene OEM, also eigene Autohersteller. Das wird spannend bleiben.
Ich habe die Woche ein bisschen Podcast gehört und da gab es einen Podcast, da hat eine Person zwei Lieblingsaktien erklärt und dazu gesagt, dass sie für beide Firmen Insights hätte und deswegen diese Aktien halten würde und empfehlen würde. Ich habe mich gefragt, ob man das überhaupt darf. Also, ist Insiderhandel in Deutschland nicht strafbar?
Insiderhandel ist strafbar, ja. Die Frage ist, ob Insights immer gleich Insider heißt. Also, Insiderhandel ist eigentlich definiert, dass du kursbewegende Informationen als Angestellter, Gesellschafter oder beruflich mit dem Unternehmen befasster Mensch ausnutzt.
Ja, aber es hat sich so angehört, als ob er immer hinter die Kulissen gucken kann.
Dann ist die Frage, genau, es gilt erstmal, sagen wir, du bist Hauptgesellschaftler und du weißt mehr, dann musst du das deklarieren oder dann musst du eben anmelden, dass du gehandelt hast. Logischerweise als Vorstand und so weiter. Wenn du irgendwie Rechtsanwalt, Notar, Wirtschaftsprüferberater, Steuerberater bist, dann darfst du diese Informationen logischerweise nicht nutzen. Aber die müssen halt nicht öffentlich sein, das heißt, wirkliche Insights. Und die Frage ist, eigentlich darf der CEO oder wer auch immer das ist in dem Unternehmen, wenn diese Informationen kursbewegend sind, darf das Unternehmen die eigentlich nicht rausgeben. Also wenn die kursbewegend sind, dann musst du sie per Ad-Hoc-Publikation in Deutschland herausgeben. Das heißt, eigentlich macht den Fehler in dem Fall die Firma, wenn sie jemandem, also wenn da ein Fondsmanager zu Gast ist, dann dürfen sie ihnen ja auch die Strategie erklären. Sie können sagen, wir dürfen jetzt keine Informationen, die der Markt nicht hat, verschenken, wenn die kursbewegend sind, wie gesagt. Aber dass sie einem Fondsmanager oder jemand anderem mal die Strategie erklären, das macht man ja auch auf Konferenzen oder so, und dann sind sie auch sowieso öffentlich, die Informationen. Das ist alles möglich. Wenn es wirklich Insights wären, wie Tesla baut morgen Helikopter oder, keine Ahnung, Apple fängt an Kreuzfahrtschiffe zu bauen für die Rentnergeneration der Apple-Fanboys, das wären kursbewegende Informationen theoretisch. Und das darf dann eigentlich nicht ohne vorherige Publikation weitergegeben werden. Aber wie gesagt, Insights sind nicht immer Insiderwissen. Aber vielleicht wollte sich jemand auch ein bisschen wichtiger machen.
Also ist das so ungefähr, wenn ich neben einem Promi zufällig vorbeilaufe und dann am nächsten Abend beim Bier erzähle, ich war mit dem joggen?
Ja, es gibt übrigens viele Berufsgruppen, die deswegen nicht trainieren, also als Berater bei einem PCG oder McKinsey darfst du manchmal nicht in bestimmte Unternehmen oder auch gar nicht investieren. Und tatsächlich wird Insiderhandel sehr schwer verfolgbar. Also hat eine riesen Dunkelziffer oder schlechte Aufklärungsquote. Weil was du machen kannst ist, und auch das wäre verboten, also ich weiß, dass ein großer Fonds ein Unternehmen von der Börse nehmen würde, die dann richtig anrufen und sagen, kauf mal die und die Aktie. Weil dann irgendwie mit einem 30, 40 Prozent Anstieg, sobald das öffentlich wird, zu rechnen ist. Auch das wäre verboten. Und ich nehme das persönlich sehr ernst, um das auch gleich vorweg zu sagen, weil es meine Geschäftsgrundlage ist und weil es verboten ist eben. Aber so kannst du das wahrscheinlich relativ einfach machen. Wenn du schaffst, dass dieses Telefonat nicht nachverfolgbar ist oder dass es eben irgendwie auf dem Golfrasen passiert oder so. Es wird immer Insiderhandel geben, nämlich weil Leute sozusagen quatschen und die Verbindung schwer herzustellen ist. Aber Banken müssen das melden, wenn jemand, also sagen wir, du kaufst jetzt einer kleinen deutschen Firma auf einmal Calloptionen im großen Umfang. Einen Tag bevor, keine Ahnung, Apollo die von der Börse nehmen will, dann wird sich eventuell die Börsenaufsicht mal bei dir melden oder sogar deine Hausbank und nachfragen, aufgrund welcher Hypothese du das denn gemacht hast.
Okay, also ich merke mir, wenn jemand sagt, er hätte Insights, dann möchte er einfach nur auf wichtig tun.
Na oder er ist nicht so schlau und macht sich eventuell strafbar. Eine der beiden Sachen würde ich sagen.
Aber das wäre ja öffentlich nicht so schlau. Wahnsinn. Apropos nicht so schlau. Schemath will irgendwas machen. Der hat mal kurz im Tweet erklärt, wie man vernünftige Tax Rates machen sollte. Hast du dir das angeguckt? Ja. Geht der weiter in die Politik?
Ich glaube, er berät nur gerne ungewollt alle möglichen Leute. Ich habe den jetzt nicht vor Augen, aber grob gesagt, das ist so ein nach Zeit degressiver Steuersatz für Capital Gain Steuer, also Kapital Ertragssteuer. Und im ersten Jahr, also wenn man eine Aktie weniger als ein Jahr hält, soll man 75% Steuern zahlen. Und das geht irgendwie auf zehn Jahre runter auf null. Also nach zehn Jahren darf man die Capital Gains komplett behalten.
Aber Moment, wie wäre das denn bei seinen Specs, bei denen er jetzt überall aussteigt?
Also ich wollte nicht rumtrollen, aber eine meiner intuitiven Reaktionen war auch, ob er sich gerade dafür bewirbt, dass er seinen Virgin Galactic Gain, den er ja sehr schnell liquidiert hat, nachdem er ihn privat anlegen da reingetrieben hat, ob er da jetzt direkt 75% drauf abgeben möchte.
Aber auf den ersten Blick sieht das für mich eigentlich ganz gut aus. Es ist schlecht für alle Robinhoods und Trade Republics und so, für die irgendwie Daytraden wollen. Aber für jemanden, der irgendwie Geld zur Seite legen möchte und langfristig investiert und darauf keine Steuern zahlt, scheint das doch sinnvoll zu sein.
Ja, ich kann die auch jetzt halten, dann muss ich auch keine Capital Ertragssteuer machen. Die fallen ja erst an, wenn ich verkaufe. Das heißt, wenn ich sie lange halte, fallen die eh nicht an.
Das Problem ist für junge Leute, die vielleicht schneller Sachen verkaufen wollen, weil sie ein Immobilie kaufen wollen oder sowas.
Dafür sollte man Aktien halt auch nicht nutzen. Das wird unser kurzer Disclaimer heute. Dafür sind Aktien nicht das richtige Mittel, wenn man fünf Jahre ein Haus kaufen will. Da kann man schnell sein Geld halbieren mit dem Horizont. Ja, die Logik ist halt eben, dass man langfristiges Halten inzentiviert. Aber ich finde das komplett, prinzipiell sollte man Capital Gains meiner Meinung nach besteuern. Ich verstehe nicht, warum Arbeit weniger besteuert sein sollte als Capital. Die Begründung ist immer, weil das Geld ja von der Firma schon versteuert wurde vorher. Und warum sollst du es dann nochmal versteuern? Aber irgendwoher müssen wir Steuern ja bekommen. Ich glaube, aus passiven Einkommen, aus Investments, ist es wahrscheinlich schlauer, als dass wir den Spitzensteuersatz auf Lohntätigkeiten, oder Lohnerwerb noch weiter erhöhen. Und diese Degressivität macht schon Sinn, aber du provozierst damit ja auch falsche Entscheidungen. Also zum Beispiel, du bist jetzt nicht Schamat, sondern du bist einer der Anleger, der in diesen Speck gegangen ist. Und die erleiden jetzt eventuell noch weitere und noch längere Verluste, weil sie im ersten Jahr das nicht opportun ist, da auszusteigen. Weil die würden jetzt dann halt viel Geld verlieren,
oder viel Steuern zahlen müssen.
Deswegen bleiben sie länger drin und der Speck verfällt weiter. Und du triffst durch dieses Steuerrational dahinter, triffst du meiner Meinung nach auch schlechtere Entscheidungen. Also du kannst zwar auch die Verluste gegenrechnen, in der gleichen Höhe natürlich und so weiter. Aber es gab ja in Deutschland so eine Spekulationssteuer auch mal, die ganz ähnlich funktioniert hat. Wenn du lang genug gehalten hast, dann war das eben steuerfrei. Aber ich glaube, dass das nicht zu optimalen Entscheidungen am Kapitalmarkt führt. Weil ich ja immer sozusagen eine weitere Schleife im Kopf drin habe, wie sieht das aus steuerlicher Sicht aus, wenn ich verkaufe. Und eventuell halte ich dann Aktien, von denen ich eigentlich nicht überzeugt bin und realogiere mein Geld nicht in sinnvollere Dinge aus steuerlichen Gründen, was ich für falsch hielt. Dass langfristig Gehalten inzentiviert wird, das ist bestimmt gut, ob man das jetzt so drastisch machen muss.
Und würden Hedgefonds und PEs noch funktionieren dann?
Genau, das ist eine gute Frage. Also Hedgefonds, gerade die High-Frequency-Trader, also die Arbitrage, wird dann deutlich unattraktiver. Das heißt, die Märkte würden schlechter funktionieren, weil Arbitrage stark sanktioniert wird. Also wenn du innerhalb von Minuten oder wenn du Liquidity-Provider bist und sozusagen wirklich minimale Kursschwankungen ausnutzt, wenn dann 75% der Marge wegfallen, hast du schon ein Riesenproblem.
Short-Seller funktioniert dann doch auch nicht mehr, oder funktioniert das noch?
Short-Seller müsste genauso funktionieren, warum nicht?
Weil du doch dann, also wenn du darauf wettest, dass das irgendwie in einem halben Jahr oder so nicht mehr gut ist, also kannst du diese Wetten dann abschließen noch?
Ja, richtig ist, dass du als Short-Seller fast immer sehr gut timen musst. Das heißt, du hast per se einen kurzen Horizont. Stimmt, das wird weniger attraktiv, ja, guter Punkt. Und der Verkauf, also Merger, Acquisitions, da wird es auch ein bisschen zu einer Abkühlung kommen. Weil wenn du Gründer bist von einer Firma und dann kauft jemand diese Firma, dann sind das letztlich auch Capital Gains für dich. Das heißt, du würdest dann einen höheren Preis für deine Firma erwarten, um dich davon zu trennen. Das wiederum würde Mergers, also Acquisitionen unattraktiver machen.
Ja, gut, aber stell dir vor, du hättest vor zehn Jahren an Amazon oder Apple verkauft und sie würden dich zwingen, die Aktien noch zehn Jahre zu halten. Wäre gar nicht so schlecht, wärst du wahrscheinlich dankbar.
Ja, das sollte aber nicht der Staat für dich entscheiden, mit Steuern, wie lange du Aktien hältst. Prinzipiell ist es gut, Aktien langfristig zu halten.
Ich finde den Vorschlag, und wie gesagt,
du musst dir immer die Incentives anschauen. Also Schamal hat natürlich ein großes Interesse daran, dass Leute nicht schnell wieder aussteigen können aus Aktien. Am Ende, du schaffst ja ein Login, also mit so einem Steuersatz, schaffst du ein Login in Aktien. Das heißt, du nimmst Verkaufsdruck vom Markt und das treibt vor allen Dingen wieder die Kurse der Leute, die jetzt schon Aktien besitzen.
Gibt es überhaupt so einen Twitter-Account, der immer sagt, diese Person twittert das, weil das sein Objective ist?
Du meinst Incentive?
Ja.
Das ist halt unheimlich wichtig zu verstehen, sozusagen wie die Leute, also so gut das ist, wenn mehr Leute am Aktienmarkt ist, das treibt vor allen Dingen erstmal die Kurse auch der Leute, die schon Aktien haben. Das sollte man jetzt nicht als Totschlagargument dafür nehmen, dass jetzt nicht mehr Leute Aktien besitzen sollten. Aber klar, fände ich eher das gut, wenn alle Leute quasi ein implizites Lock-up hätten durch das Steuersystem und aus den Aktien nicht mehr rausgehen. Weil insbesondere die Leute, die Aktien fast unendlich halten und sich dagegen dann Geld leihen, um keine Steuern mehr zu zahlen, für die ist das natürlich sehr attraktiv.
Wir kommen langsam in die Earnings-Corner. Pip, magst du einmal den Disclaimer richtig aufsagen, bevor wir über Amazon sprechen?
Genau, wir besprechen jetzt gleich die Earnings der großen Tech-Konzerne. Das sind nur unsere Interpretation der Ergebnisse. Und man sollte aufgrund derer nicht Entscheidungen am Kapitalmarkt treffen, keine Aktien kaufen, verkaufen, sich immer selbst informieren. Das ist keine Anlageberatung, kein Verkauf, kein Promotion von Wertpapieren. Und man sollte Disclaimer unter doppelgänger.io slash Disclaimer lesen, um auch zu sehen, wo wir Interessenkonflikte haben.
Unser erster Interessenkonflikt und auch so ein bisschen persönliche Spannung zwischen uns beiden. Am Anfang des Podcastes meintest du irgendwann mal zu mir, ich solle an Amazon glauben und Amazon wird irgendwann auf 6.000 Dollar sein. Seitdem bewegt sich diese Aktie nicht mehr nach oben. Was ist da los?
Das verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht.
Ich halte fest, immer wenn du dir sicher bist, funktioniert es nicht.
Ja, richtig sicher war ich mir bei den letzten Ergebnissen, also vor einem Quartal. Die waren extrem gut und dann ist aber Jeff Bezos zurückgetreten und hat alles kaputt gemacht. Dieses Mal waren die Ergebnisse wieder extrem gut. Die Aktie hat immerhin etwas positiv reagiert, ist 3-4% hochgegangen. Sekunde, ich schaue mal, die Börse hat schon offen. 2,5% nur noch, unfassbar. Amazon hat meiner Meinung nach extrem gute Zahlen wieder abgeliefert. Das Gesamtergebnis ist um 44% noch mal gestiegen.
Wahnsinn.
Das ist im Vergleich zum Vorquartal ähnlich, aber man sieht quasi, es gibt keine Abschwächung durch langsames Reopening oder so. Besonders stark gewachsen sind wieder die Service-Sales, die Produktverkäufe nur um 37,4%. Service eher 52%. Erklären wir gleich warum. Ich hatte mir vorher ein bisschen versucht, das zu schätzen, habe bei den Umsätzen leicht unter den Zahlen gelegen und bei den Kosten aber deutlich drüber. Sie waren deutlich effizienter, als ich gedacht hätte. Die Fulfillment-Kosten sind nur um 57% gestiegen. Die steigen schneller als das Ergebnis, weil mehr Umsatz über Marketplace gemacht wird. Da ist der Fulfillment-Anteil am Umsatz natürlich höher. Besonders stark hat das internationale Geschäft zugelegt, mit 60%.
Ist da Polen schon drin?
Genau, in Polen haben sie eröffnet dieses Jahr. Nordamerika wächst mit 40% beim Retail und international mit 60%.
Da sollte man wahrscheinlich im nächsten Quartal ganz schön viel sehen, oder? Das nächste Quartal ist doch jetzt Amerika mehr offen als Europa.
Genau, das ist auch jetzt schon der Grund, glaube ich, dass Europa noch tief geschlossen ist und in Amerika du teilweise schon wieder einkaufen kannst. Dann meine große Sorge war, ich habe mit sehr guten Zahlen gerechnet, ich habe das bei Ohne Aktien wird schwer auch am Montag der letzten Woche gesagt, und meine große Sorge war, dass AWS krankelt, weil da ist das Wachstum ein bisschen zurückgegangen in den letzten vier Quartalen. Da ist aber auch jetzt das Wachstum wieder auf 2, also es war 28% im Q4-Prozentanstieg und ist jetzt wieder 32% Anstieg. Also hat sich neu beschleunigt und auch die anderen Cloud-Unternehmen haben gute Zahlen geliefert, also Google und Microsoft. Das heißt, das war eine große Sorge, die ich hatte, warum ich jetzt nicht darauf gewettet hätte. Aber die haben 4% zugelegt beim Wachstum der Cloud-Sparte. Wundert mich, dass der Markt das nicht stärker befürwortet oder da noch überschwänglicher reagiert.
Wieso reagiert der Markt überhaupt nicht?
Ja, überhaupt nicht, stimmt ja nicht.
Jeder ist 3% hochgegangen, aber ... Bei Shopify ist es 10% nach oben gegangen,
aber überall anders. Ganz ehrlich, ich verstehe es auch. Also meine These ist, dass die GAFA-Unternehmen, also entweder hat man Angst vor Regulatorik und Zerschlagung, wobei das im Fall von Amazon eigentlich nicht begründet ist. Zerschlagung würde da Value anlocken, also würde zu mehr Marktbewertung der einzelnen Teile wahrscheinlich führen. Und ich glaube, die sind einfach nicht sexy genug. Also das irgendwie 44% Wachstum reicht den Leuten nicht, die kaufen halt lieber einen Snowflake oder Shopify mit über 100% Wachstum.
Vielen Dank nochmal für deinen Aktientipp, Snowflake. Ich habe es zum Glück nicht gemacht, aber seit Anfang des Jahres ist das ja deine schlechteste Position.
Das kann sein, ja. Aber auf jeden Fall der Grund, warum die nicht wirklich mitziehen, also entweder waren sie vorher schon so bewertet, so könnte man argumentieren, aber irgendwie interessiert es keinen. Obwohl ich glaube, dass im Vergleich zu den ganzen SaaS-Aktien, die großen GAFAs inzwischen deutlich fairer bewertet sind. Die sind alle extrem profitabel, die haben alle ihre Margen ausgeweitet auf über 30% im letzten Quartal, durch die Bank. Außer Amazon. Amazon machen extrem wenig Gewinn, aber selbst die haben Gewinn gemacht. Die wachsen extrem gut, haben großartige Margen und trotzdem will niemand das sehen. Also ich bleibe bullish für Amazon und denke, irgendwann wird das noch kommen. Und vor allem, dass sie auch weniger Potenzial haben, abgestraft zu werden, sollte dann doch nochmal ein Crash kommen. Also ich bleibe davon überzeugt. Was sonst noch spannend ist zu erwähnen, die Marketingkosten sind weiter runtergegangen. Wenn man es aufs Gesamt-GMV, das habe ich jetzt mal konservativer als letztes Mal berechnet, dann zahlt Amazon nur noch irgendwie 3,6% Marketingkosten. Die Fulfillment-Kosten sind auch um 1% runtergegangen, also es ist effizienter geworden, aufs GMV gerechnet zumindest. Der Marktplatz wächst deutlich schneller, Marktplatz wächst 64%, während die eigenen Online-Sales nur 44% wachsen. Die physischen Stores, also Whole Foods und so, wachsen im Moment nicht wegen Corona. AWS wie gesagt stark und das Other Revenue, wo sich ja die Werbeumsätze drin verstecken, wächst nochmal beschleunigt mit 77%. Also im Vorquartal waren wir bei 66%, das war schon extrem stark. Und jetzt sind wir bei 77% Wachstum beim Werbegeschäft von Amazon, damit gibt Amazon wieder weniger für Werbung aus, als sie mit Werbung einnehmen. Das heißt, die Amazon Advertiser zahlen das gesamte Werbebudget für Amazon. Meiner Meinung nach das beste Flywheel der Geschichte.
Kann es sein, dass Apple dazu führt, also dass diese ganze Privacy-Sache mehr Werbebudget in Amazon steckt?
Ja, also wenn Facebook als Kanal ineffizienter wird, dann werden Budgets verschoben und theoretisch liegt Amazon wahrscheinlich oft in anderen Töpfen als das Facebook- und Google-Werbebudget. Du kannst das so ein bisschen aufteilen, also manchmal liegt das Abverkauf und das Branding-Budget oder Abverkauf und Online-Performance-Marketing in verschiedenen Abteilungen. Und man würde sagen, Facebook ist eine Mischung aus Performance-Marketing und Branding, Google ist relativ klar Performance-Marketing und Amazon ist dann so eine Mischung aus Distribution und Performance-Marketing. Bei manchen, gerade kleinen Firmen, wird das alles in einer Abteilung sein. Und da kann man das schwärmen, wenn Facebook ineffektiver wird, dann geht Budget zu Google und Amazon rüber. In ganz großen Unternehmen sind es, glaube ich, ganz oft verschiedene Abteilungen, die das verwalten. Aber auch da sucht man natürlich den effizientesten Weg, die Produkte zu vertreiben und das würde mit einer kleinen Verzögerung dann auch dazu führen, dass Amazon mehr Geld verdient. Ich hätte erwartet, dass die Zahlen, dafür, dass Amazon sich jetzt wirklich, wie du richtig sagst, sich nur seitwärts bewegt hat seit einer längeren Zeit, und die Zahlen immer wieder noch besser werden, finde ich, wurden die nicht euphorisch genug aufgenommen. Ich bin nach wie vor überrascht. Ich halte das für ein großartiges Unternehmen aus finanzieller Sicht und strategischer Sicht. Ich finde spannend, dass sie sehr wahrscheinlich in, ich glaube, dass sie mit dieser Handflächentechnologie in Payment reingehen werden. Da haben sie ein bisschen den Markt verpasst und müssen da meiner Meinung nach in Offline-Payments nachlegen. Und das passt ja auch in Amazons Denkweise rein. Das Payments ist auch ein Kostenfaktor für Amazon, den sie noch nicht selbst übernommen haben und daraus ein Geschäftsmodell gebaut haben. Das heißt, so wie sie Fulfillment, so wie sie AWS gebaut haben, so wie sie Logistik, alles, was sie machen, zu einem Geschäftsmodell machen, müssen sie eigentlich auch eine eigene Paymentlösung bauen und die Dritten anbieten.
Ich würde gerne wissen, wie die auf die Idee gekommen sind. Die müssen sich ja irgendwie die ganze Zeit gedacht haben, Mist, wir haben kein Telefon, unser Feiertelefon hat nicht funktioniert. Wie schaffen wir Payment ohne Telefon?
Wie schaffen wir das? Die Denke ist, wie schaffe ich es, dass Leute nicht mal das Telefon aus der Tasche ziehen, indem sie nur die Hand aus der Tasche ziehen.
So einfach. Und einen Witz, den wir letzte Woche vergessen haben zu nutzen, wenn das dann irgendwann in der Gastro ist, kann man gar nicht mehr sich verstecken und sagen beim Mittagessen, sorry, ich habe mein Portemonnaie vergessen.
Beim Handy auch schon schwer. Aber dann kannst du mit deiner Identität zahlen, letztlich. Bin mir relativ sicher, dass Amazon bei Payment noch mal versucht mitzustecken. Sie entwickeln ja auch diesen Coin in Südamerika, testweise. Also einen eigenen.
Bitte Coinless, lass uns Coinless heute bleiben. Ja, gern. Doch, letzte Frage zu Amazon. Wird die Aktie jetzt gesplittet?
Es gab Gerüchte, die ist halt 3.500 Dollar teuer. Und es ist, wie gesagt, nur optisch teuer. Aber man geht davon aus, dass es würde Ihnen helfen, dabei in Dow Jones reinzukommen, wo der Preis zu hoch wäre. Und es würde den Kurs auch treiben, weil es halt optisch die Aktie günstiger macht. Man hat sich aber offenbar wieder dagegen entschieden. Ach echt? Okay. Die Prime-Members sind übrigens auf 200 Millionen hoch. Und die spannendste Zahl ist eigentlich, wenn du dir das GmbH mal ausrechnest. Der Amazon-eigene Umsatz ist halt in ihren eigenen Stores oder mit ihrem eigenen Retail-Geschäft machen sie 53 Milliarden Umsatz dieses Quartal. Und mit den Third-Party-Seller-Services ungefähr 24 Milliarden. Und das kannst du jetzt eigentlich irgendwo zwischen mal vier und mal sechs nehmen, um dann zu wissen, wie viel Außenumsatz das Third-Party-Geschäft hat. Ich habe jetzt mal konservativ mit fünf gerechnet. Und dann bist du halt offenbar bei so rund 125, 120 Milliarden. Und das heißt eigentlich, dass sie zum Vorquartal oder zum gleichen Quartal des Vorjahres 60 Milliarden mehr Gesamtumsatz gemacht haben im Retail- und Marketplace-Geschäft. Das heißt, dass sie jeden Werktag eine Milliarde Dollar mehr umsetzen. Nicht Umsatz, sondern mehr Umsatz. Jeden Werktag eine Milliarde Dollar mehr Umsatz. Und jetzt kannst du dich fragen, wie viele Offline-Businesses müssen dafür eigentlich sterben oder wie viele andere Businesses müssen dafür sterben, dass Amazon jeden Werktag bis aufs Wochenende eine Milliarde mehr Umsatz macht. Und die müssen irgendwo herkommen. Also der Gesamtkonsum einer Erfolgswirtschaft ist letztlich eine Nullsummrechnung. Es kann ein bisschen Wachstum geben, aber wenn einer dann eine Milliarde mehr macht am Tag oder am Werktag, dann muss das irgendwo herkommen.
Wie sieht das von den Kategorien aus? Bitte? In welchen Kategorien ist das hauptsächlich? Also viel ist doch Elektro und Commodities.
Genau, alles. Elektro ist auch Lebensmittel schon mehr und mehr. Aber hauptsächlich noch Elektro, Bekleidung, Haus und Garten.
Aber wenn jetzt alles aufmacht wieder und Leute wirklich Lust haben, Offline zu kaufen, dann müsste das doch am schmerzhaftesten in der Modebranche sein.
Fairmason.
Oder was ist so? Also die Frage ist erstmal… Also ich glaube, Amazon wird gar nicht so der Verlierer sein, wenn alles aufgeht. Ich glaube eher, dass es die Luxus- und Fast Fashion- und Modesachen so sind.
Also einerseits kannst du sagen, jeder, der nicht mindestens 30% gewachsen ist dieses Jahr, wird wahrscheinlich ein ziemlich starkes Pullback spüren, wenn wieder geöffnet wird. Und das andere ist… Die Frage ist, was überhaupt wieder aufmacht. Also die Kehrseite dieser 1 Milliarde am Tag ist halt… irgendwo sind die weggegangen. Und das ist letztlich die Unterstützung, die wir dem Handel gerade zahlen, dafür, dass er nicht aufmacht. Was ja auch richtig so ist. Aber ein Teil davon wird halt nie wieder aufmachen. Ab jetzt gilt ja irgendwie das Insolvenzrecht wieder normal. Und dann werden ein paar von denen auf den Markt gehen. Und entweder muss man jetzt sagen, das ist halt Kapitalismus. Der eine macht eine Milliarde mehr jeden Tag. Und dafür gehen andere halt aus dem Geschäft raus. Oder man muss mal irgendwann an diese krassen Margen und Gewinnwachstum rankommen von den Garther-Konzernen. Weil ansonsten kriegst du ja irgendwann ein Problem auf der Steuerseite des Staates. Weil das Problem ist, die Sachen, die pleite gehen, haben ungefähr einen Unternehmenssteuersatz von 23 Prozent im Schnitt. Und alle Garther-Konzerne sind unter 10 Prozent bei den Steuern. Und jedes Mal, wenn du…
Aber noch nicht mal in Europa, oder? Also was zahlt denn Amazon in Deutschland?
Genau, in Europa ist es nochmal deutlich niedriger. Insgesamt zahlen sie unter 10 Prozent. In Europa oft unter 3, 4 Prozent. Und jedes Mal, wenn du einen Euro-Umsatz aus Offline-Retail umwandelst in Online-Umsatz, wenn der über die Großen läuft, dann hast du steuerbares Einkommen in nicht steuerbares Einkommen verwandelt. Und das wird langfristig kompliziert, den Staat zu finanzieren.
Deswegen habe ich mal versucht, ein Jahr nicht bei Amazon zu kaufen. Hat funktioniert, war aber nicht sehr.
Achso, und was sie noch angekündigt haben, sie bezahlen 500.000 Arbeiter besser und kriegen, da gibt es mehr Lohn jetzt. Das denke ich, wird sowieso noch eine Strategie werden von Amazon, dass sie sagen, wir zahlen die besten Löhne. Also wir gehen nicht nur überall auf Mindestlohn, 15 Dollar, sondern wir gehen jetzt nach und nach über Mindestlohn, weil wir wollen eh nicht so viel Gewinn machen eigentlich. Und wir hauen unseren Free-Cash-Flow lieber in die Gehälter unserer Mitarbeiter. Und das erhöht den Barren oder wie sagt man, die Stange, das Level, oder senkt die Profitabilität der Konkurrenten, wenn die ähnliche Gehälter zahlen müssen. Also entweder verlieren die das Personal oder müssen genauso hohe Gehälter zahlen. Das heißt, die meisten müssen dafür die Preise erhöhen, um auf den gleichen Margen zu bleiben, also in Walmart oder so. Und damit kann Amazon letztlich mit so einem Trick wieder die Preise der Konkurrenz erhöhen, indem sie selber das Personal immer besser bezahlen. Und damit müssten sie eigentlich, dadurch, dass sie so ein großer Arbeitgeber sind wie auch Walmart, den Gesamtpreis sozusagen in der Volkswirtschaft an der unteren Grenze stark erhöhen können. Was allen besonders weh tut, allen Konkurrenten würde es extrem weh tun, Amazon selber.
Allen den Kleinen.
Genau.
Ich meine, wir leben jetzt in einer Zeit, in der Amazon die Mindestlöhne nach oben zieht, während die Caritas sich dafür einsetzt, dass die Mindestlöhne unten bleiben. Ja, verkehrte Welt. Das ist doch komplett verrückt.
Aber es ist für Amazon halt eine super effektive Waffe, die sie gegen alle Unternehmen einsetzen können, die an der Börse irgendwie 5 bis 10 Prozent EBIT-Marge abliefern müssen. Das muss Amazon halt nicht. Also nutzen sie es einfach als Waffe.
Und glaubst du, wir verwechseln heute nochmal Shopify mit Spotify oder schaffen wir es?
Wenn wir es bisher noch nicht gemacht haben, schaffen wir es sicherlich, das zu vermeiden.
Lass uns erstmal über Shopify sprechen. Die sind ja relativ das Anti-Amazon. Die haben auch wieder wahnsinnig krasse Zahlen abgeliefert. Und meine erste Frage an dich, wie schafft man es, als Firma in einem Jahr den TAM, Addressable Market, danke ARK Invest und alle anderen da draußen, zu verdoppeln?
Da muss man fairerweise sagen, also das steht so, ich habe mir die Q1 2021 und 2020 Zahlen von Shopify vorangeschaut. Und was mir aufgefallen ist, die Folien, die das Geschäftsmodell erklären, sind relativ gleich. Und dahinter kommen halt dann aktuelle Zahlen. Und in der einen Folie, wo der adressierbare Markt beschrieben wird, ist eine große dicke, man stellt es typischerweise warum auch immer als Kreis dar, also damit man andere Kreise, Teilmärkte da reinlegen kann. Und da steht einmal 78 Milliarden dran und in diesem Jahr steht 150 Milliarden dran. Und da muss man jetzt fairerweise sagen, das haben sie nicht selber ausgedacht, sondern es kommt von irgendeiner Unternehmensberatung.
ARK Invest Consulting?
Genau, von Cathie Wood Research. Da ist mir nicht so ganz klar, warum sich der Markt jetzt von heute auf morgen verdoppelt haben sollte. Sie selber sagen, also sie glauben, der Average Revenue per User ist deutlich höher gegangen, also der durchschnittliche Retailer macht einfach mehr Umsatz. Sie glauben aber auch, dass die Anzahl der Retailer sich stark vergrößert hat. Da bin ich mir jetzt nicht so sicher. Man kann natürlich sagen, dadurch, dass jetzt irgendwie jede Pommesbude einen Online-Shop hat, gibt es da einen größeren Markt. Ganz so optimistisch würde ich da nicht sein. Trotzdem hat Shopify aber extrem gute Zahlen geliefert, hat den Umsatz um 110 Prozent auf fast eine Milliarde im ersten Quartal gesteigert. Das ist eine weitere Beschleunigung des Wachstums. Also ich hatte so ein bisschen Angst, dass sich das Wachstum auch verlangsamen könnte nach Covid. Dafür gibt es jetzt hier aber keine Anzeichen, sondern es ist tatsächlich noch schneller geworden. Das Software-Revenue, was durch neue Händler getrieben wird, also Shopify hat zwei Revenue-Komponenten. Das eine ist, wenn man so will, SaaS-Revenue, Software-Subscription. Das hängt davon ab, wie viele Händler welches Paket wählen. Und dann gibt es das Merchant-Solution-Size, glaube ich. Das ist quasi das Fulfillment-Revenue, was am Umsatz der Händler hängt. Also eine feste Take-Rate von zwei, drei Prozent.
Und das Software-Revenue ... Das ist hauptsächlich Payment.
Genau, das ist Payment, ja. Aber teilweise auch schon Logistik. Genau, das Software-Revenue ist mit 70 Prozent gestiegen, also nicht ganz so schnell wie der Gesamtumsatz. Also das heißt, so viele neue Händler hat man gar nicht akquiriert, wobei 70 Prozent natürlich immer noch krass sind. Aber das GMV, also der Außenumsatz der Händler, der ist um 137 Prozent gestiegen. Und die Anspruchnahme der Payment-Lösung um 135 Prozent. Also das Volumen, was auf der Plattform geschieht, wächst noch mal deutlich stärker als die Händler-Expansion. Und das macht wahrscheinlich Sinn, weil die Händler, die in den Vorquartalen jetzt neu akquiriert worden sind, natürlich erst so richtig in Gang kommen. Also in den ersten zwei Monaten Online-Business macht sehr wahrscheinlich viele Learnings erst mal. Und dann wirst du besser, machst mehr Umsatz. Und das scheint sich jetzt so exponentiell durchzuschlagen.
Und glaubst du, dass die Händler bleiben? Ja, nicht alle.
Aber im Moment von denen, die angefangen haben, deren Umsätze auf Shopify steigen extrem an. Das sieht man ja genau in der Zahl, dass das GMV stärker wächst als die Software-Solution-Revenue. Das spricht dafür, dass im Schnitt der Händler jedes Quartal mehr Umsatz auf Shopify macht. Und das würde nach Covid bestimmt wieder ein bisschen einbrechen. Es gehen vielleicht auch wieder, also richtig runtergehen würde man. Ich glaub nicht, dass viele Leute dann ihren Shop wirklich schließen.
Aber ... Ja, meine Frage ist, also es müssten ja zwei Arten von Shops, müssten ja vielleicht schließen. Einmal die, die zu wenig Umsatz machen, aber wahrscheinlich schließen die nicht, weil die zu wenig Kosten haben. Aber die, die super viel Umsatz machen, die müssen doch irgendwann entweder nachverhandeln oder schauen, dass sie irgendwie die Kosten mehr in den Griff kriegen.
Ja, also die Take-Rate ist ja nur 3% vom GMV. Das heißt, die Kosten sind nicht so hoch. Und Shopify versucht die natürlich dann in Shopify Plus hochzuverkaufen, bevor die irgendwie zu einem Big-Commerce oder Sprite-Counter gehen. Das war am Anfang immer so unsere Angst, dass eventuell die Kunden da rauswachsen. Und das versucht Shopify besser und besser in den Griff zu bekommen. Und wenn man diese 3% Take-Rate dann übrigens auf den Umsatz rechnet, dann kommst du beim Außenumsatz bei Shopify auch schon auf 37 Milliarden. Das ist im Vergleich zu Amazon dann schon nur noch ein, was haben wir vorhin gesagt, 125, also ein Viertel von Amazon, den Shopify schon hat. Das passt auch überein mit den E-Marketer-Daten. Die sehen Amazon auch bei ungefähr 40% des E-Commerce in den USA und Shopify bei circa 10%. Also die stecken Jeff Bezos schon ganz gut im Nacken und wachsen vor allen Dingen halt deutlich schneller. Amazon, haben wir gesagt, wächst mit 44%. Shopify mit 110, sind jetzt 160 Milliarden wert. Tobi Lüttke hat noch 7%, macht ihn zum zweitreichsten Kanadier mit 10 Milliarden. Und sozusagen in Deutschland wäre er auch schon auf Platz 11 oder Platz 12. Hat bald so viel Asche wie die Otto-Familie. Deutlich weniger Zeit gebraucht dafür.
Not bad. Krasse Firma, krasser Typ. Und Spotify, auch Europa?
Achso, was ich noch nicht gesagt habe, weil du es erwähnt hast, nachdem der Addressable-Market jetzt 150 Milliarden groß ist, Cathie Wood hat übrigens nachgelegt und Shopify nachgekauft, vor den Zahlen noch.
Die hat doch 100% diese Präsentation gemacht.
Das weiß ich nicht. Aber die hat tatsächlich vor den Earnings noch mal für 34 Millionen Dollar Shopify-Aktien gekauft.
Was hat sie da für Tesla wieder verkauft?
Sie hat Coinbase auch nachgekauft. Verkauft hatte sie Square sogar. Aber wahrscheinlich, weil das im Posten sehr, sehr gut gelaufen ist.
So, Spotify, die haben auch Earnings rausgehauen.
Genau, da war der Markt nicht so happy, vor allen Dingen, weil die Prognosen der User zahlen.
Weil die User zahlen alle auf Clubhouse waren. Ja, genau.
Also das User-Wachstum war nicht super gut und die Aussichten relativ beschränkt. Spotify versucht auch über Preiserhöhungen im Family-Account, glaube ich, mehr Umsatz zu machen, wo das Wachstum wieder ein bisschen nachlässt. Haben ihr eigenes Subscription-Produkt angekündigt, als Konkurrenz quasi zu Apple-Podcast-Subscriptions.
Das habe ich mir kurz angeguckt. Allerdings geht es nur, also es geht über Anker, über deren Hoster und deren App, wo man so schnell Podcasts aufnehmen kann. Funktioniert allerdings, also ist kostenlos, was ich einen coolen Move finde. Irgendwann wollen sie 5% meine ich, in zwei, drei Jahren oder so, aber erst mal kostenlos. Was mich sehr überrascht hat, ist, dass sie es nur in Amerika anbieten erst mal. Ich habe ja jetzt auch nicht mehr rum. Ich hätte gedacht, wenn es kostenlos ist, dann macht man es gleich weltweit. Das zeigt für mich nur, dass sie im Podcast-Game in Amerika einfach nicht so gut sind wie Apple.
Genau, vielleicht in Europa sind sie stärker und vielleicht wollen sie da bessere Konditionen für sich selbst rausholen.
So hast du gedacht. Ich habe eher gedacht, dass sie versuchen, dass sie gegen Apple nicht so viel kämpfen müssen in Europa, sondern eher in Amerika.
Genau, das ist ja die andere Seite einer Medaille. Also es ist trotzdem richtig so. Das Problem ist, dass das Modell, eigentlich kann Spotify ja nicht so richtig Bock darauf haben. Die müssen jetzt natürlich reagieren, weil Apple ihnen sonst die ganzen Podcaster wegschnappt. Aber das ist ja dann wieder dieses Modell, wo du eine kleine Take Rate nimmst und den Rest bekommt der Kreative oder der Artist. Das ist ja genauso wie ihr beschissenes Modell, was sie jetzt haben, wo sie 70 Prozent an die Musikindustrie weitergeben. Der Podcast-Markt war gerade die Hoffnung für Spotify, dass man da mal rauskommt, indem man fixe Produktionskosten hat und dann kriegt man aber hohe Werbeerlöse und hat das erste Mal einen echten Operating Leverage da drauf. Und jetzt, dieses Subscription-Modell hat nämlich wieder keinen Operating Leverage. Das heißt, wenn du 100 Mal so viel Subscription hast, musst du auch 100 Mal so viel Geld an die Kreatoren weitergeben, an die Artists, also die Künstler weitergeben. Das ist eigentlich nicht geil für Spotify, weil die hatten sich eher gewünscht, dass sie halt ab und an mal jemandem eine Million geben und dann produziert der einen Podcast und die vermarkt den aber für fünf Millionen und dann kriegt man endlich mal eine ordentliche Marge hin. Und das ist jetzt…
Ja, und bei der Vermarktung müssen sie Apple nichts abzahlen. Das Subscription in Amerika wird halt auch nur über den Desktop funktionieren.
Und Spotify hat eigentlich ein viel größeres Interesse an einem werbefinanzierten Modell, weil da kommt eben dann echte Marge her, plus sie müssen es nicht mit Apple teilen. Und jetzt sagt Apple halt, oder ich meine, die Podcast-Studios haben auch ein Problem, also nicht die Studios, die Vermarkter haben auch ein Problem. Im Moment hat der Vermarkter mir halt meine Werbekunden herangeschleppt, jetzt kann ich direkt zu Apple gehen und da kriege ich die Kohle direkt von den Hörern. Wer nicht wirklich guten Content macht, kann sich das lohnen. Ich glaube auch, dass weniger als 10 Prozent der Podcasters das machen werden, ehrlich gesagt.
Subscription?
Ja, die meisten haben zu viel Angst, dass sie die Hörer verlieren. Also es können sich wirklich nur Leute mit extrem treuen Hörern leisten. Da werden die großen Studios, werden alle hier Simon Kucher, also eine Preisberatungsagentur engagieren, um rauszufinden, wie viel Prozent der Hörer müssen zustimmen und was ist der perfekte Preis, damit du, ob du jetzt werbefinanziert bleibst oder ...
Ist das nicht der Moment, wenn du entscheidest, dass du die Firma wechselst, wenn Simon Kucher anklopft und das Pricing neu macht?
Na ja, also für die Subscription-Services, für Netflix und Spotify wird es sehr relevant, glaube ich. Also da ist Pricing gerade der größte Hebel, ganz ehrlich.
Wenn irgendjemand diese Analyse macht, bitte, ich würde sie gerne mal lesen. Und alle anderen Fragen könnt ihr auch immer gerne an podcasters.ganger.de schicken.
Philipp, die dürfen wir jetzt nicht geben, weil nämlich genau das wiederum Insiderhandel wäre. Also das habe ich nie gesagt. Insiderhandel, also doch, habe ich gesagt, dass das Mittelbach passieren könnte.
Wieso, das ist doch kein Insiderhandel.
Wenn dir jemand Insights über eine börsennotierte Firma und deren Pricing-Strategie gibt ...
Nein, nein, nein, nein, nein, nein. Ich würde gerne so eine Analyse finden, ob wenn jetzt zum Beispiel ein Studio oder irgendjemand halt daran arbeitet, intern, ob man Subscription machen soll oder nicht und bei welcher Show es sich lohnen würde oder sowas. Verstehe, na gut. Das würde ich natürlich nicht schicken, ohne dass es abgesprochen ist und so. Zusammengefasst, wenn Spotify nur über Wärmung leben möchte, dann sind die doch eigentlich genauso irrelevant wie Facebook in der Zukunft.
Ich glaube, die Incentives sind ein bisschen anders. Also ich würde sagen, Spotify hat halt ein Incentive über großartigen Content, gutes Engagement hinzubekommen und bei Facebook hatte ich das Gefühl, dass nicht die Qualität des Contents, sondern die Fähigkeit Nutzer zu polarisieren, ausstattgebend war für gutes Engagement. Von daher würde ich das ungern in einen Pott schmeißen eigentlich.
Gut, aber auf der anderen Seite wird Spotify auch wahrscheinlich mehr Engagement haben, wenn sie mehr polarisierende Leute auf ihren Podcasts haben.
Ja, gibt es schon so richtige, ich folge sowas nicht, aber gibt es schon so richtige Rage-Podcasts? Bestimmt auch.
Keine Ahnung. Bestimmt, also ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, dass sie gute Follower haben.
Facebook hat übrigens auch extrem gute Zahlen abgeliefert. 48% Anstieg zum Vorjahr, 26 Milliarden Dollar Umsatz, das wäre wie gesagt 48% über Vorjahreszeitraum und 10% über Analystenerwartung. Dementsprechend gut ist die Aktie auch gelaufen. Die haben einen ordentlichen Satz gemacht leider. 36% Marge, also behalten über ein Drittel der Umsätze quasi im Haus als Gewinn. Konnten den Umsatz pro Nutzer auf 9 Dollar erhöhen und zwar einerseits mehr Interaktion, 12% mehr Anzeigen konnten sie ausliefern. Also die Nutzer sind nicht gewachsen, das gehört auch zur Story.
Aber die Nutzer sind mehr auf der Plattform, also mehr auf Instagram und mehr auf Facebook. Die verbringen mehr Zeit.
Oder es wird mehr Werbung ausgespielt, eins von beiden. Aber die Nutzer sind relativ stark gleich geblieben oder stagniert sogar. International kommen immer so ein paar noch dazu, aber in den USA hast du eigentlich eine Null-Linie
oder eine waagerechte Linie.
Und wie gesagt, 12% mehr Anzeigen ausgeliefert und die Anzeigenerlöse sind aber 30% höher. Das heißt dadurch, dass man mehr online shoppt, die Conversion-Rates und Warenkörbe steigen, beim Online-Shopping geben die Werbetreibenden mehr Geld aus. Und das zieht die Werbepreise eigentlich um 30% hoch bei Facebook und ja auch bei Google. Also diese 30% sind wahrscheinlich sozusagen die Sonderkonjunktur durch Corona. Und wie gesagt, wenn was als weniger als 30% gerade wächst, was irgendwie mit Retail oder Werbung zu tun hat oder mit E-Commerce, da muss man wahrscheinlich genauer hinschauen, weil dann hast du eigentlich underperformed. Aber wenn selbst Facebook noch 30% mehr Werbepreise löst, dann ist das wahrscheinlich eben auch Ausdruck dieser Sonderkonjunktur. Die wollen weiter tief ins E-Commerce-Geschäft rein, also noch weiter integrieren, Zahlungs- und Kaufmöglichkeiten in die Werbung. Das macht Sinn, bei Instagram haben wir mehrmals beschrieben schon. Und sie wollen ihre Werbetreibenden besser mit der Creator-Economy verknüpfen oder mit Influencern. Wo sie da Geld schneiden wollen aus dem Ding, verstehe ich noch nicht. Aber sie wollen, glaube ich, einerseits eben an der Creator-Economy mitverdienen oder an Influencern, die ja bisher auf Facebooks Plattform oder Instagrams Plattform Geld verdienen, wo Marc kein Geld sieht. Gleichzeitig, wie gesagt, müssen sie aber Angst haben, dass diese ganzen alternativen Angebote aus der Creator-Economy, sei es Onlyfans, sei es Podcast, was auch immer, oder TikTok, dass die Creator da auch abwandern. Sehr dünner Grad, auf dem man da wandert.
Aber sie müssen das machen. Ich glaube, sie müssen einfach, dass eine Marke so einfach wie sie eine Werbung buchen können, irgendwie sagen können, ich möchte, dass so und so viele Storys von Influencern über mein Produkt berichten. Darum geht es auch am Ende, oder? Dass sie halt sagen, hier für 10 Euro kannst du ein Post machen.
Ja, aber damit machst du den Influencer-Markt auch letztlich kaputt. Ich habe mir mal ein Pitch Deck angeschaut von einem Netzwerk, das genau so etwas bauen wollte. Also, wie kann ich vollautomatisch Micro-Influencer erreichen? Also, ich habe ein neues Lego-Set und ich will, dass alle Eltern mit Kindern jetzt einmal damit spielen, das in die Kamera halten und dann kriegen die einmal einen Gutschein. Und ich habe das versucht dann zu verstehen. Wenn sich das durchsetzt, also A, wird Facebook so etwas nicht gestatten, es sei denn, sie machen es selber und das machen sie. Und du zerstörst aber komplett die Kredibilität irgendwie des Contents. Also, wenn du bei deinen Freunden nicht mal mehr weißt, ob sie das mit oder ohne Geld in die Kamera halten, ich glaube, dann machst du das Produkt kaputt.
Aber wäre auch nicht schlecht in dem Fall. Ich glaube, da geht es hin.
Und sie haben natürlich gewarnt vor dem iOS-Update, dass das Geschäft in den nächsten Quartalen sehr stark beeinflussen kann. Oh, die Armen. Da macht es wahrscheinlich Sinn, sich mal die Insider-Verkäufe über die nächsten Quartate oder Monate anzuschauen.
Insider, schon wieder Insider. Wirst du jetzt verkaufen?
Nein, aber in dem Fall, die Facebook-Executives und Direktoren, die werden als erstes wissen, also ich meine, die haben das eh schon estimated, also geschätzt. Es gibt so interne Memos, die geleakt sind, wo man davon ausgeht, dass die Audiences sich stark verkleinern, die Attribution wird stark leiden.
Aber Marc fängt schon seine Strategie anders zu spielen. Er hat schon jetzt verkündet, dass er sogar glaubt, dass er ein Gewinner der ganzen Sache sein wird.
Unwahrscheinlich.
Weil sie mehr Daten haben und weil die kleineren verlieren.
Ja, in absoluten Zahlen ist Facebook ein Verlierer, relativ sind sie vielleicht sogar ein Gewinner. Das kann sein, ja, das stimmt. Also für ein Criteo oder so ist das wieder nochmal deutlich schlimmer, glaube ich.
Wo sehe ich jetzt, dass die Mitarbeiter ihre Aktien verkaufen?
Da gibt es verschiedene Seiten. Wenn du Insider-Trades, Facebook suchst, dann siehst du halt, wenn da irgendwie der VP-Growth oder Ad-Service Geld verkauft, wenn die jetzt Konfidenz verlieren, Vertrauen in das Unternehmen verlieren, dann sollte man vielleicht als Aktionär auch überlegen, hinterherzuspringen. Keine Empfehlung, aber das würde ich jetzt tun. Ich würde niemals Facebook-Aktien besitzen, aber wenn ich meine Chefie in Stockholm bringen würde, es könnte schon sein, dass die Quartalsergebnisse schlechter werden durch die App-Lösung. Also wer Facebook-Advertising macht, der sieht das auch schon, dass die iOS-Kampagnen langsam ineffizienter werden. Von daher muss man da so ein bisschen vorsichtig sein. So, dann hatten wir noch Microsoft. Das machen wir relativ schnell. Die waren nicht ganz, also waren sehr gute Zahlen auch, aber nicht so fulminant wie Facebook und Google oder Apple. Haben Umsatz 20% gesteigert. Ich halte Microsoft für einen sehr soliden Titel mit einem extrem guten Subscription-Modell. Das Cloud-Geschäft Azure, wie spricht man das aus? Ja, ich habe jetzt beschlossen, ich spreche es jedes Mal anders aus. Irgendwann wird es richtig sein und nie richtig ganz falsch. Also entweder Azure oder Azure, wie du willst. Das ist 50% gewachsen, ist auch gut wieder aus dem Tal rausgekommen. Das war zwischendurch auch mal verlangsamt im Cloud-Geschäft, ist aber gut wieder gewachsen. So wie Amazon und Google auch. Gesamt-Cloud-Geschäft macht inzwischen, also inklusive von Office 365 und so weiter, ist ein Drittel oder 36% des Microsoft-Umsatzes. Inzwischen Xbox Gaming ist 34% gewachsen, hat stark natürlich von Hausarrest durch Covid irgendwie profitiert. Die Leute kaufen sich alle neue PCs und Office-Ausstattungen für zu Hause oder kriegen die von ihren Mitarbeitern. Die täglichen aktiven Nutzer von Teams sind von 115 auf 145 Millionen gestiegen. Also es müssen so 25% mehr sein. LinkedIn-Advertising ist deutlich gestiegen auf 3 Milliarden US-Dollar im Quartal schon, auch ganz beachtlich. Aktie leicht negativ, weil die Marge im Cloud-Geschäft sich ein bisschen verschlechtert hat.
Gibt es irgendwelche News zu dem Discord-Deal?
Nee, also zumindest wurde es nicht diskutiert. Den Earnings-Call habe ich nicht gehört, aber ich habe nichts gefunden dazu.
Also mein Learning aus unserer super Discord-Community ist, dass das auf jeden Fall die größte Konkurrenz zu LinkedIn wird.
Discord?
Ja. Also ich habe die letzte Woche mehr gelernt auf Discord als auf LinkedIn. Sowohl Leute kennengelernt als auch Inhalte gelernt.
Ja, das ist ja auch eine besonders gute Community, die wir da haben.
Vielen Dank nochmal für alle.
Ansonsten, Twitter hat noch heute announced eher schlechte Zahlen, nur 28% Wachstum und das ist dann eben schon nicht mehr genug im Werbegeschäft, wenn man es vergleicht mit Facebook und Google.
Also vielleicht der letzte Call mit Jack?
Aktie 12% eingebrochen, wird die Aktionäre wieder nicht happy machen, insbesondere die Größeren. Da müsste langsam mal was Richtung Subscription kommen. Aber das sieht man ja auch, das Werbegeschäft funktioniert für Twitter einfach nicht so gut. Und während alle eben 30% mehr Umsatz machen oder mehr, kommen sie da drunter raus, obwohl sie eigentlich eine ähnliche Sonderkonjunktur haben müssen. Also sie müssen halt noch ein besseres Modell finden. Ansonsten ist das große Schema bei diesen ganzen GAFA-Earnings, einerseits, keiner weiß wohin mit dem Geld, die Geldspeicherquellen über. Das heißt, alle machen Aktienrückkaufprogramme, was dann wiederum ein Steuersparmodell für die Aktionäre ist, weil deren Aktien im Depot dann teurer werden und dass man Dividenden versteuern muss. Und fast alle, bis auf Microsoft, haben eine krasse Margenausweitung, werden noch profitabler, gewinnen Milliarden an Gewinn hinzu. Und ich glaube, nach Covid wird man sich damit beschäftigen müssen, was von dem Rest der Industrie noch übrig geblieben ist, während die alle brutal gewachsen sind. Und wie man einen Teil der Gewinne irgendwie als Steuern repatriieren kann oder in die Entstehungsländer bringt.
Spannend. Pip, vielen herzlichen Dank für deine Zeit. Ich bin gespannt auf deinen Tesla-Review nächste Woche.
Ich auch.
Und gibt es irgendwelche großen Earnings noch nächste Woche, von denen wir wissen müssen?
Habe ich gerade nicht im Kopf, aber es tröpfeln noch ein paar nach. Zendesk ist, glaube ich, heute dran gewesen auch noch. ServiceNow war auch nicht so geil. Aber es kommen noch welche.
Hatten, schönes Wochenende. Bis nächste Woche. See you on Discord. Tschö, tschö.
Ciao, ciao.